Unkontrollierte Wutausbrüche bei Frauen sind keine Seltenheit. Das sind die Ursachen & das kann man dagegen machen.
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Wenn Sie diese Überschrift lesen, denken Sie vielleicht zuerst: “Kommen unkontrollierte Wutausbrüche bei Männern nicht häufiger vor?” Viele Menschen denken, dass das Erleben und Fühlen von Wut und Aggression vor allem Männer betrifft. Einer der Gründe für diese Annahme ist die Sozialisation. In der frühen Entwicklung lernen Kinder, ob sie eine Emotion ausdrücken oder kontrollieren (Zeman & Garber, 1996). Der Grund für die emotionale Kontrolle ist häufig, dass eine negative zwischenmenschliche Interaktion erwartet wird, wenn die wahre Emotion ausgedrückt werden würde (Zeman & Garber, 1996). Es gibt also unbewusste Regeln für die Darstellung von Emotionen. In westlichen Kulturen gehören dazu zum Beispiel häufig: “Männer dürfen nicht weinen” oder “Frauen dürfen keine Wut zeigen” (Ekman, 1984). Es gibt verschiedene Theorien darüber, wie diese Darstellungsregeln entstehen. Eine davon ist die soziale Lerntheorie. Sie erklärt die Entstehung der Darstellungsregeln damit, dass Mütter als Rollenmodell dienen (Chaplin, 2015). Wenn die Mutter beispielsweise auf eine Wut auslösende Situation mit Weinen reagiert, lernt das Kind, diese Wut nicht zeigen zu dürfen.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass ein Wutanfall nicht auch bei einer Frau auftreten kann. In diesem Fall kann die Umwelt jedoch anders reagieren. So hat eine Studie gezeigt, dass im Arbeitskontext bei wütenden Männern äußere Umstände (Wetter, schlechte Laune) als Erklärung herangezogen wurden. Bei wütenden Frauen hingegen wurde die Wut auf innere Charakterzüge geschoben (“Sie hat keine Kontrolle", "Sie ist eine wütende Person”) (Brescoll & Uhlmann, 2008). Im Folgenden möchten wir Ihnen eine Situation schildern, die dies verdeutlichen soll:
Stellen Sie sich vor, es findet eine Arbeitssitzung statt, in der Ideen ausgetauscht werden. Die Arbeitssitzung besteht zum größten Teil aus männlichen Kollegen. Eine Frau, nennen wir sie Anna, bringt eine kreative Idee ein, die aber von ihren männlichen Kollegen nicht ernst genommen wird. Stattdessen wird die Idee ignoriert und als unwichtig abgetan. Anna hat das Gefühl, dass ihre Vorschläge oft ignoriert werden, während ähnliche Ideen von ihren männlichen Kollegen Zustimmung finden. Sie versucht, ihre Idee ruhig und sachlich zu vertreten. Doch sie stößt weiterhin auf respektlose Ignoranz. Ihre Stimme wird lauter und ein Wutausbruch macht sich breit. Sie schreit los. Plötzlich ist es ganz still im Raum. Niemand sagt mehr etwas.
Grundsätzlich treten unkontrollierte Wutausbrüche bei Männern häufiger auf (Eagly & Steffen, 1986; Murray-Close et al., 2010). Ein Grund dafür könnte der höhere Testosteronspiegel bei Männern im Vergleich zu Frauen sein (Archer, 1991). Wie bereits erwähnt, können aber auch die Sozialisation und Darstellungsregeln von Emotionen einen Einfluss haben. Dies schließt natürlich nicht aus, dass auch Frauen unkontrollierte Wutausbrüche erleben können. So berichten einige Frauen, dass es durch die Sozialisation, Wut zu unterdrücken, zu depressiven Verstimmungen führen kann (Lesen Sie hierzu auch “Wutausbrüche bei Depression bei Frauen“). Zu unkontrollierten Wutausbrüchen kann es kommen, wenn sich Frauen zum Beispiel machtlos fühlen würden (Cox et al., 2010). Eine weitere Ursache kann aber auch in der Persönlichkeit einer Person liegen. So kann es sein, dass eine Person grundsätzlich zu impulsivem Verhalten neigt.
Im Falle eines unkontrollierten Wutausbruchs können die folgenden Tipps hilfreich sein.
Die oberste Priorität hat die eigene Sicherheit. Gehen Sie gegebenenfalls auf Distanz zu der Person mit dem Wutausbruch.
Bleiben Sie trotz des Wutausbruchs ruhig und lassen Sie sich nicht mitreißen. Ein sachliches Gespräch ist in dieser Situation nicht sinnvoll. Wenn sich die Person wieder beruhigt hat, können Sie anbieten, über den Vorfall zu sprechen. Versuchen Sie, den Standpunkt der Person zu verstehen. Oft stecken hinter Wutausbrüchen bestimmte Bedürfnisse, die nicht erfüllt werden. Erinnern Sie sich an das Eingangsbeispiel: Hier könnte das Bedürfnis nach Respekt und Anerkennung der Arbeitsleistung sowie nach gleicher und fairer Behandlung wie die männlichen Kollegen im Vordergrund stehen.
Leiden Sie in Ihrer Beziehung unter unkontrollierten Wutausbrüchen Ihres Partners oder Ihrer Partnerin? Hier sollten Sie die Beziehung reflektieren. Informieren Sie sich gegebenenfalls über Jähzorn in der Beziehung und Choleriker als Partner. In einigen Fällen ist eine Trennung notwendig. Dies sollten Sie allerdings gut abwägen. Dazu können Sie sich genauer in unserem Blogartikel: Trennung von Choleriker informieren.
Wut ist oft eine natürliche Reaktion auf frustrierende Situationen. Dennoch ist es wichtig, einen gesunden Umgang mit dieser Wut zu finden. Hier können unterschiedliche Techniken angewendet werden, um die Wut zu kontrollieren: Atemübungen (Brondolo et al., 1997), Meditation (Fennell et al., 2016) oder in die Natur gehen (Song et al., 2016; Ulrich, 1981).
Bei der Wut-Therapie schauen die Betroffenen unter professioneller Anleitung, welche Bedürfnisse hinter ihren unkontrollierten Wutausbrüchen stecken. Eine Wuttherapie wird häufig auch online angeboten, was eine hohe Flexibilität ermöglicht.
Bei der Aggressionstherapie steht der Umgang mit Gefühlen wie Wut und Aggression im Vordergrund. Es wird nach den Ursachen der Aggressionen gesucht und daran angeknüpft. Ziel ist es, einen gesunden Umgang mit Wut zu finden und Strategien zu entwickeln, um Aggressionen zu vermeiden.
Der Ansatz des Anti-Aggressionstrainings zielt darauf ab, Impulskontrolle und Selbstbeherrschung zu trainieren. Häufig werden Workshops und Trainings angeboten. Zielgruppe sind oft jugendliche oder junge erwachsene Täter.
Es gibt auch Hausmittel, die bei Aggressionen helfen können. So kann regelmäßige körperliche Aktivität dabei helfen, einen kühlen Kopf zu bewahren (Hassmén et al., 2000). Auch Aromatherapie kann einen Effekt haben. Eine beruhigende Wirkung haben z.B. Düfte wie Pfefferminz und Zitronenmelisse (Moss et al., 2023).
Wenn Sie häufig impulsiv handeln, kann es helfen, einen gesunden Umgang damit zu finden. Es ist schwierig, die Ausprägung der Impulsivität einer Person zu ändern. Sie können jedoch an Ihrer Resilienz arbeiten, um gelassener durchs Leben zu gehen. Versuchen Sie dabei die Impulskontrolle zu erlernen.
Gesellschaftliche Normen und Sozialisation sind Faktoren, die dazu führen, dass Frauen häufig dazu neigen, ihre Wut zu unterdrücken. Dennoch kann es zu Wutausbrüchen kommen. Die Ursachen sind individuell verschieden, aber Machtlosigkeit oder eine impulsive Persönlichkeit können mögliche Faktoren sein. Auch die Wechseljahre können zu Wutausbrüche bei Frauen führen. Es ist wichtig, einen gesunden Umgang mit Wut zu finden, um unkontrollierte Wutausbrüche zu vermeiden.
Archer, J. (1991). The influence of testosterone on human aggression. British journal of psychology, 82(1), 1-28. https://doi.org/10.1111/j.2044-8295.1991.tb02379.x.
Brondolo, E., DiGiuseppe, R. & Tafrate, R. C. (1997) Exposure-Based Treatment for Anger Problems: Focus on the Feeling. Cognitive and Behavioral Practice, 4, 75-98. https://doi.org/10.1016/S1077-7229(97)80013-2.
Brescoll, V. L., & Uhlmann, E. L. (2008). Can an angry woman get ahead? Status conferral, gender, and expression of emotion in the workplace. Psychological science, 19(3), 268-275. https://doi.org/10.1111/j.1467-9280.2008.02079.x.
Chaplin T. M. (2015). Gender and Emotion Expression: A Developmental Contextual Perspective. Emotion review : journal of the International Society for Research on Emotion, 7(1), 14–21. https://doi.org/10.1177/1754073914544408.
Cox, D., Van Velsor, P., Hulgus, J., Weatherman, S., Smenner, M., Dickens, D., & Davis, C. (2004). What's the use in getting mad? Anger and instrumentality in women's relationships. Health Care for Women International, 25(9), 813-834. https://doi.org/10.1080/07399330490493340.
Eagly, A. H., & Steffen, V. J. (1986). Gender and aggressive behavior: A meta-analytic review of the social psychological literature. Psychological Bulletin, 100(3), 309–330. https://doi.org/10.1037/0033-2909.100.3.309.
Ekman, P. (1984). Expression and the nature of emotion. In K. Scherer & P. Ekman (Eds.), Approaches to emotion (pp. 319–343). Hillsdale, NJ: Erlbaum.
Fennell, A. B., Benau, E. M. & Atchley, R. A. (2016). A single session of meditation reduces of physiological indices of anger in both experienced and novice meditators. Consciousness and Cognition, 40, 54–66. https://doi.org/10.1016/j.concog.2015.12.010.
Hassmén, P., Koivula, N. & Uutela, A. (2000). Physical Exercise and Psychological Well-Being: A Population Study in Finland. Preventive Medicine, 30(1), 17–25. https://doi.org/10.1006/pmed.1999.0597.
Moss, M., Ho, J., Swinburne, S., & Turner, A. (2023). Aroma of the essential oil of peppermint reduces aggressive driving behaviour in healthy adults. Human Psychopharmacology: Clinical and Experimental, 38( 2), e2865. https://doi.org/10.1002/hup.2865.
Murray-Close, D., Ostrov, J. M., Nelson, D. A., Crick, N. R., & Coccaro, E. F. (2010). Proactive, reactive, and romantic relational aggression in adulthood: Measurement, predictive validity, gender differences, and association with intermittent explosive disorder. Journal of Psychiatric Research, 44(6), 393-404. https://doi.org/10.1016/j.jpsychires.2009.09.005.
Song, C., Ikei, H. & Miyazaki, Y. (2016). Physiological Effects of Nature Therapy: A Review of the Research in Japan. International Journal of Environmental Research and Public Health, 13(8), 781. https://doi.org/10.3390/ijerph13080781.
Ulrich, R. K. (1981). Natural Versus Urban Scenes. Environment and Behavior, 13(5), 523–556. https://doi.org/10.1177/0013916581135001.
Zeman, J., & Garber, J. (1996). Display rules for anger, sadness, and pain: It depends on who is watching. Child development, 67(3), 957-973. https://doi.org/10.1111/j.1467-8624.1996.tb01776.x.
Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.
Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.
Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.