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Emotionstheorien Überblick: Vorstellung & Vergleich

Emotionen sind ein grundlegender Bestandteil des menschlichen Erlebens und Verhaltens. Im Film „Alles steht kopf (engl. Inside Out)“ wird das emotionale Erleben als eine Schaltzentrale im Kopf dargestellt. Das Leben der Protagonistin Riley wird von Geburt an durch eine Emotionszentrale begleitet. In dieser Emotionszentrale werden die unterschiedlichen Emotionen in Menschengestalt dargestellt. Sie wechseln sich in der emotionalen Steuerung der Protagonistin ab. Wut wird beispielsweise als rote Figur dargestellt, die das Steuer in die Hand nimmt, wenn die Protagonistin sauer ist, ausrastet, oder aggressiv wird. Es handelt es sich hier um eine fiktive Geschichte. Aber auch die Wissenschaft beschäftigt sich mit Emotionen. Über die Jahrhunderte haben Psychologen, Philosophen und Neurowissenschaftler versucht, die komplexen Mechanismen hinter Emotionen zu untersuchen. Zahlreiche Emotionstheorien sind dabei entstanden. Dazu zählen auch unterschiedliche Aggressionstheorien wie die Frustration-Aggression-Theorie. Sie bieten unterschiedliche Perspektiven auf die Entstehung, die Funktion und die Auswirkung von Emotionen. Dieser Artikel gibt einen Überblick über einige der wichtigsten Theorien und beleuchtet, wie sie unser Verständnis von Emotionen prägen.

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Welche Emotionstheorien gibt es?

In diesem Abschnitt wollen wir uns mit den unterschiedlichen Emotionstheorien beschäftigen. Allgemein wird eine Emotion ausgelöst, wenn eine Person ein Ereignis als bedeutsam für ein wichtiges Ziel bewertet. Zu den wichtigsten Theorien gehört die evolutionsbiologische (mit den Basisemotionen), die physiologische, die kognitive, Bewertungs- und sozial-konstruktivistische Theorie (Benecke & Brauner, 2017). Diese unterschiedlichen Theorien schauen wir uns nun genauer an.

Evolutionsbiologische Theorie

Die evolutionsbiologische Theorie basiert auf den Arbeiten von Charles Darwin. Darwin verstand unter Emotionen ein phylogenetisches Erbe aus Selektionsprozessen. Emotionen sind nach ihm funktional und dienen der Fitness-Maximierung und Gen-Reproduktion. Während die Theorien zunächst auf Kritik stießen, wurden sie zu einem späteren Zeitpunkt versucht zu überprüfen. Der Emotionspsychologe Paul Ekmann befasste sich ausführlich mit der Erforschung des mimischen Ausdrucks. Ekmann hat übrigens beratend bei der Produktion des Films „Alles steht kopf“ zur Seite gestanden. Neben seiner Beratertätigkeit hat er aber vor allem in seinen Forschungen sechs Basisemotionen aufstellen können (Ekmann, 1992):

  • Ärger 
  • Angst
  • Trauer
  • Freude
  • Ekel
  • Überraschung

Hierauf aufbauend entwickelte Ekmann das Facial Action Coding System (Ekman & Friesen, 1978). Es werden die einzelnen Gesichtsmuskeln in Bezug auf die Basisemotionen erfasst. Aber es gibt auch Kritik an der Theorie. So wird kritisiert, dass es zu reduktionistisch sei, Emotionen lediglich als Funktionen zu betrachten und das individuelle Erleben zu vernachlässigen. Schauen wir uns im nächsten Schritt die physiologischen Theorien an, die das individuelle Erleben mit einbeziehen. 

Physiologische Theorien  

Die physiologischen Theorien gehen davon aus, dass Emotionen durch eine körperliche Veränderung ausgelöst werden. Sie gehen auf die Wissenschaftler William James und Carl Lange zurück. Hieraus wurde die sogenannte James-Lange-Theorie aufgestellt. Nach dieser Theorie ist ein Individuum beispielsweise traurig, weil es weint oder hat Angst, weil es wegrennt. Es nimmt also zunächst eine Bedrohung wahr. Hierauf folgt eine körperliche Veränderung (z.B. wegrennen, weinen), wodurch die Emotion entsteht (Benecke & Brauner, 2017). Dieser Theorie gegenüber stand lange die Zwei-Faktoren-Theorie von Schachter und Singer (1962). Sie geht von einer unspezifischen physiologischen Erregung aus, die durch eine kognitive Interpretation zu unterschiedlichen Gefühlen führen kann. Eine weitere Theorie ist die Facial-Feedback-Theorie. Bestimmte Gesichtsausdrücke rufen nach dieser Theorie Emotionen hervor (Benecke & Brauner, 2017). Kritik an den physiologischen Theorien besteht ebenfalls darin, dass sie zu reduktionistisch sind. Hierauf aufbauend schauen wir uns im nächsten Schritt die kognitiven Bewertungstheorien an. 

Kognitive Bewertungstheorien

Bei den kognitiven Bewertungstheorien beschäftigt man sich vor allem mit der Auslösung von Emotionen (Benecke & Brauner, 2017). Hier gelten individuelle, subjektive Bewertungsprozesse als wichtige Komponente bei der Emotionsentstehung. Mit der kognitiv-motivational-relationalen Theorie hat Lazarus die Ziele und Intentionen der Emotionen herausgestellt (Lazarus, 1991). Eine Theorie mit genauen Schritten kognitiver Bewertungsprozesse hat Scherer (2001) herausgearbeitet. Er nannte dieses Komponentenprozessmodell und definierte folgende Bewertungsschritte:

  1. Bewertung der Relevanz
  2. Bewertung der Implikation
  3. Bewertung der Bewältigungsmöglichkeiten
  4. Bewertung in Bezug auf Selbstkonzept und soziale Normen und Werte

Aber auch diese Theorie wurde kritisiert, da soziale Faktoren nicht ausreichend miteinbezogen wurden. Deshalb schauen wir uns nun zuletzt noch die sozial-konstuktivistischen Theorien an. 

Sozial-konstuktivistische Theorie 

Der Sozialkonstruktivismus geht davon aus, dass die Wirklichkeit der Menschen nicht objektiv ist, sondern sozial konstruiert (Wirtz, o.J.). Bei den sozial-konstruktivistischen Emotionstheorien werden vor allem kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse auf die Emotionen betrachtet (Benecke & Brauner, 2017). In unterschiedlichen Kulturen bestehen Unterschiede hinsichtlich des Auftretens von bestimmten Emotionen. Es wird in der Forschung von “display rules” gesprochen. Ein Beispiel wäre, dass in westlichen Kulturen Wut manchmal als produktiv und „durchsetzungsfähig“ wahrgenommen wird, während sie in asiatischen Kulturen als unangemessen oder störend gilt. Wie häufig eine Emotion in einer bestimmten Kultur auftritt, kann auf vier Dimensionen unterschieden werden: 

  1. Individualismus/Kollektivismus
  2. hohe/niedrige Machtdistanz
  3. hohe/niedrige Unsicherheitsvermeidung
  4. Maskulinität/Femininität 

Die sozial-konstruktivistischen Emotionstheorien hatten einen starken Einfluss auf die weitere Emotionsforschung. Aber auch an dieser Theorie gibt es Kritik. Hier wird beispielsweise kritisiert, dass kulturübergreifende Basisemotionen nicht genügend einbezogen werden. 

Das Thema Wut & Aggressionen in den Medien
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Emotionstheorien im Vergleich

Wir wollen nun die einzelnen Emotionstheorien nochmal vergleichen. Alle haben in gewissen Punkten die Forschung erweitert, aber auch für Kritik gesorgt. Diese wollen wir im Vergleich nochmal in folgender Tabelle gegenüberstellen (Eder & Brosch, 2017): 

Theorie Hauptthese Kritik
Evolutionsbiologische Erklärung Emotionen sind angeborene, evolutionär entstandene Reaktionen. Vernachlässigt kognitive und kulturellen Faktoren
Basisemotionen von Ekman Es gibt universelle, biologische Basisemotionen (Ärger, Angst, etc.). Vernachlässigt das individuelle Erleben und kulturelle Variationen.
James-Lange-Theorie Emotionen entstehen als körperliche Reaktionen auf ein Ereignis. Zu reduktionistisch; es gibt keine spezifischen körperlichen Reaktionen für jede Emotion.
Zwei-Faktoren-Theorie (Schachter & Singer) Körperliche Erregung wird durch kognitive Bewertung als spezifische Emotion interpretiert. Körperliche Reaktionen allein reichen nicht aus, um Emotionen zu erklären.
Facial-Feedback-Hypothese Gesichtsausdrücke können Emotionen auslösen. Eindrücke von Gesichtsmuskulatur nicht notwendig für emotionales Empfinden
Komponentenprozessmodell (Scherer) Emotionen entstehen durch die Bewertung eines Ereignisses entlang verschiedener Dimensionen. Weitere Faktoren wie soziale und biologische Elemente werden unzureichend berücksichtigt.
Sozialkonstruktivistische Theorie Emotionen werden durch soziale und kulturelle Normen und Kontexte geformt. Schwierigkeiten bei der Erklärung universeller Emotionen und deren Ausdruck in verschiedenen Kulturen.

Fazit: Diese Emotionstheorien gibt es

Sie haben jetzt einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Emotionstheorien bekommen. Von der evolutionsbiologischen Theorie, die Emotionen als angeborene Reaktionen versteht, über physiologische und kognitive Ansätze bis hin zu sozial-konstruktivistischen Perspektiven, wird deutlich, dass jede Theorie ihre eigenen Stärken und Schwächen hat. Während einige Theorien universelle Aspekte der Emotionsentstehung betonen, vernachlässigen andere die kulturellen und sozialen Einflussfaktoren. Insgesamt zeigt der Artikel, dass Emotionen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden können und ein integrativer Ansatz notwendig ist, um die komplexen Mechanismen des emotionalen Erlebens vollständig zu verstehen.

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Über die Autoren
Katrin Hoster

Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.

Ferdinand Kirchhof

Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.

Kerstin Bickert

Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.

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