Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof

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Medikamente gegen Reizbarkeit und Aggressionen: Was hilft wirklich?

In unserer hektischen Welt scheint es, als ob Stress und Anspannung schon zum Alltag dazugehören. Angefangen von den Anforderungen am Arbeitsplatz bis hin zu den Belastungen im privaten Umfeld. Kein Wunder, dass viele Menschen mit Reizbarkeit, Impulsivität und Aggressionen zu kämpfen haben. Viele fragen sich dann aber: Warum werde ich so schnell aggressiv? Die Antwort liegt oft tiefer als nur im Augenblick der Wut. Viele wünschen sich, schnell Hilfe bei Aggression zu bekommen. Man möchte den Jähzorn behandeln. Aggressionsbewältigung ist das Ziel. Aber ist das auch mit Medikamenten möglich?

Bei vielen Krankheiten werden Medikamente verschrieben. So wird bei Schmerzen zu Schmerzmitteln wie Ibuprofen gegriffen. Und auch andere Beschwerden werden mit dem passenden Medikament behandelt. Aber was ist mit Reizbarkeit und Aggressivität? Gibt es auch hier das passende Medikament? Dieser Frage gehen wir in diesem Artikel nach. 

Welche Medikamente gibt es?

Aggression stellt nicht zwangsläufig eine Indikation für eine medizinische Behandlung dar (Hirsch & Steinert, 2019). Diese wird im psychiatrischen Sinne auch nicht isoliert medikamentös behandelt. Anders verhält es sich, wenn Reizbarkeit und Aggressivität im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen auftreten. Hier handelt es sich um medizinische Notfälle, in denen es zu Selbst- und Fremdgefährdung kommen kann. In solchen Fällen werden unter anderem Antipsychotika und Benzodiazepine zur Behandlung eingesetzt. Diese haben sich in medizinischen Notfällen als wirksam erwiesen (Hirsch & Steinert, 2019). Sie werden z. B. bei folgenden Erkrankungen eingesetzt, wenn aggressive Erregungszustände in Notfallsituationen auftreten:

  • Demenz (Hirsch & Steinert, 2019)
  • Autismus (Posey et al. 2008)
  • Schizophrenie (Benkert et al.,2016)
  • Bipolare Störung (Benkert et al.,2016)
  • Alkoholintoxikation und Abhängigkeitserkrankungen (Benkert et al., 2016)
  • Posttraumatische Belastungsstörung (Benkert et al., 2016)
  • Persönlichkeitsstörungen (z.B. Passiv-aggressiv, Borderline, Antisozial) (Benkert et al., 2016)
  • Intelligenzminderung (Charlot et al., 2019)

Die genannten Medikamente sind verschreibungspflichtig. Die Einnahme erfolgt unter psychiatrischer Überwachung. Es ist kein Medikament ausschließlich für die Therapie von Aggression zugelassen (Hirsch & Steinert, 2019). Möglicherweise fragen Sie sich, ob es pflanzliche Arzneimittel gibt oder ob Homöopathie gegen Wut und Aggression hilft. Im nächsten Abschnitt klären wir die Wirksamkeit von Medikamenten gegen Aggression.

Wie wirksam sind Medikamente gegen Aggressionen?

Pflanzliche Arzneimittel

Zwar gibt es pflanzliche Arneimittel und Medikamente gegen Aggression, eine Wirksamkeit konnte bisher aber noch nicht mit einer klinischen Studie bewiesen werden

Es gibt keine plausiblen klinischen Studien zur Wirksamkeit pflanzlicher Arzneimittel gegen Aggressionen. Anders aber bei anderen Erkrankungen. Pflanzliche Arzneimittel werden beispielsweise bei Magen-Darm-Beschwerden angewendet. Diese sind in der Apotheke erhältlich und bedürfen meist einer ärztlichen Verordnung. 

Homöopathische Mittel

Auch  homöopathische Mittel haben keine Wirksamkeit gegen Wut und Aggression und sind damit nicht das richtige Medikament

Im Unterschied zu pflanzlichen Arzneimitteln können homöopathische Mittel ohne Rezept erworben werden. Allerdings haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass homöopathische Mittel keine Wirksamkeit gegen Wut und Aggression aufweisen. Tatsächlich gelten homöopathische Mittel im Allgemeinen als unwirksam, da ihre Wirkung nicht über den Placebo-Effekt hinausgeht (Albrecht, 2007; Fears et al., 2017). Beim Placebo-Effekt tritt eine Verbesserung ein, wenn man glaubt, ein heilendes Medikament eingenommen zu haben. Das Gleiche gilt für pflanzliche oder homöopathische Mittel gegen Reizbarkeit und Aggression.

Antipsychotika

Antipsychotika oder Neuroleptika sind Psychopharmaka mit antipsychotischer Wirkung. Sie beeinflussen das Dopaminsystem, indem sie eine dopaminerge Überaktivität dämpfen. Dies geschieht durch die Blockade bestimmter Dopaminrezeptoren (Benkert et al., 2016). Wenn Aggression im Rahmen einer psychiatrischen Erkrankung auftritt, werden häufig Antipsychotika eingesetzt. Es geht hierbei um die Behandlung der Ursachen von psychischen Erkrankungen. Schizophrenie und bipolare Störungen gehen oft mit einer veränderten Emotionsverarbeitung einher, wodurch Aggressionen auftreten können. Antipsychotika werden also eingesetzt, um die Grunderkrankung zu behandeln.  

Benzodiazepine

Benzodiazepine gehören zur Gruppe der Anxiolytika. Sie sind angstlösende Substanzen. Sie wirken beruhigend und emotional entspannend. Benzodiazepine wirken auf GABA-Rezeptoren. GABA hat in den meisten Fällen eine hemmende Wirkung im zentralen Nervensystem (Benkert et al., 2016). Bei Aggressivität im Rahmen psychiatrischer Erkrankungen haben sich Benzodiazepine in Kombination mit Antipsychotika als wirksam erwiesen. Die alleinige Gabe von Benzodiazepinen erwies sich als nicht wirksam (Hirsch & Steinert, 2019). Zu beachten ist, dass diese Medikamente verschreibungspflichtig sind und nur unter strenger ärztlicher Aufsicht verabreicht werden dürfen. Diese Medikamente können mit Nebenwirkungen einhergehen, auf die im Folgenden eingegangen wird. 

Nebenwirkungen

Konzentrationsschwierigkeiten kann eine Nebenwirkung bei der Einnahme von Medikamenten gegen Reizbarkeit und Aggressionen sein

Bei Antipsychotika treten immer wieder Nebenwirkungen auf. Bei längerer Einnahme können Gewichtszunahme, Depressivität, kognitive Beeinträchtigungen, Schlafstörungen und sexuelle Funktionsstörungen auftreten (Benkert et al., 2016). Auch Benzodiazepine können Nebenwirkungen haben. Insbesondere besteht ein erhöhtes Risiko für eine Benzodiazepin-Abhängigkeit. Weitere unerwünschte Wirkungen können Tagesmüdigkeit und Konzentrationsstörungen sein. Zudem sind die Fahrtüchtigkeit und die Alltagssicherheit unter Benzodiazepinen eingeschränkt (Benkert et al., 2016). Bei der medikamentösen Behandlung von Aggressionen in psychiatrischen Notfällen erfolgt eine strenge Überwachung der Patient/innen und möglichen Nebenwirkungen. 

Wenn Sie ein Problem mit Reizbarkeit und Wut im Alltag haben, ist eine medikamentöse Behandlung nicht sinnvoll. Es gibt jedoch Alternativen zu Medikamenten und Tabletten. Diese möchten wir im folgenden Abschnitt näher betrachten. 

Alternativen zu Medikamenten und Tabletten

Anti-Aggressionstraining

Anti-Aggressionstrainings bieten einen Ansatz zur Verbesserung der Impulskontrolle und Selbstbeherrschung. Ziel ist es, die Ursachen für individuelle Aggressionen zu erkennen. Darüber hinaus sollen Strategien zur konstruktiven Konfliktlösung erarbeitet werden. Diese Trainings helfen, negative Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern. So können Beziehungen gestärkt und Konflikte gelöst werden. Anti-Aggressionstrainings sind daher eine wirksame Alternative zu medikamentösen Ansätzen.

Aggressionstherapie

Eine Aggressionstherapie kann auch online via Laptop absolviert werden und ist damit eine Alternative zu Medikamenten gegen Aggressionen

In einer Aggressionstherapie können Betroffene geeignete Bewältigungsstrategien erlernen. Die Therapie besteht häufig aus einem gemeinsamen Gespräch, in dem individuelle Ziele definiert und neue Fertigkeiten erlernt werden. Es stehen sowohl Therapien vor Ort als auch Online-Angebote zur Verfügung. So kann auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingegangen werden. Ziel ist es, eine nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen.

Kognitive Verhaltenstherapie

Eine vielversprechende Alternative zur medikamentösen Behandlung ist die kognitive Verhaltenstherapie. Diese Therapieform zielt darauf ab, konkrete Werkzeuge zur Bewältigung dieser Emotionen anzubieten. Selbstabwertende Denkmuster werden identifiziert. Bestimmte Verhaltensweisen werden systematisch angepasst. So können zum Beispiel unkontrollierte Wutausbrüche reduziert werden. Die kognitive Verhaltenstherapie basiert auf der Erkenntnis, dass Gedanken, Gefühle und Verhalten zusammenhängen und einander beeinflussen. Durch die gezielte Bearbeitung dieses Zusammenhangs können Betroffene lernen, mit ihrer Wut gesund und konstruktiv umzugehen.

Stress abbauen

Auch das Abbauen von Stress, wie hier durch Meditation, kann eine Alternative zur Einnahme von Medikamenten sein

Häufig führen Stresssituationen zu einem Anstieg von Wut und Aggression. Durch Stressabbau können diese negativen Emotionen reduziert werden. Es gibt verschiedene bewährte Strategien zur Stressreduktion. Dazu gehören z.B. das Bewusstmachen dysfunktionaler Bewältigungsstrategien, positive Neubewertung, soziale Unterstützung und Entspannungstechniken. Durch einen gesunden Umgang mit Stress kann das Wohlbefinden langfristig verbessert werden.

Fazit: So helfen Medikamenten gegen Aggressionen

Die Behandlung von Reizbarkeit und Aggression ist komplex und erfordert individuelle Ansätze. Medikamente wie Antipsychotika und Benzodiazepine werden nur in bestimmten psychiatrischen Notfällen eingesetzt. Sie sind nicht für die allgemeine Behandlung von Aggression zugelassen. Pflanzliche und homöopathische Mittel haben in klinischen Studien keine Wirksamkeit gezeigt.

Stattdessen bieten Alternativen wie Anti-Aggressionstraining, Aggressionstherapie und kognitive Verhaltenstherapie wirksame Ansätze zur Bewältigung von Reizbarkeit und Aggression. Auch Stressabbau ist wichtig, um negative Emotionen zu reduzieren und langfristig das Wohlbefinden zu steigern. Letztendlich ist es wichtig, verschiedene Ansätze auszuprobieren und gegebenenfalls professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um die bestmögliche Lösung zu finden.

Über die Autoren
Katrin Hoster

Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.

Ferdinand Kirchhof

Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.

Kerstin Bickert

Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.

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