Kann man Jähzorn behandeln? Hier erfahren Sie es und was dafür zusätzlich notwendig ist. So bekommen Sie Ihren Jähzorn in den Griff.
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Von 0 auf 180. Kaum ist eine banale Diskussion ausgebrochen und schon bricht ein heftiger Streit aus. Jähzorn kann plötzlich wie ein Gewitter auftreten. Meistens reicht dazu eine kleine Provokation oder eine vermeintliche Kleinigkeit (Felthous et al., 1991). Manche Menschen überwältigt er von einem Moment auf den anderen. Oftmals zeigt sich Jähzorn als aggressives Verhalten, das plötzlich aus Personen herausbricht (Coccaro, 2012). Bei manchen staut sich Wut über einen längeren Zeitraum an (McElroy, 1999). Andere spüren eine ständige Aggression (Coccaro, 2020) und fragen sich, wie sie dieses Gefühl besser in den Griff bekommen können. Während die meisten Menschen ihren Jähzorn offen zeigen, leben ihn andere subtiler aus. Sie verhalten sich durch ihre innere Wut häufig passiv-aggressiv (Suh et al., 2021).
Doch kann man Jähzorn in den Griff bekommen? In diesem Artikel erfahren Sie Möglichkeiten zur Behandlung und Kontrolle von Jähzorn.
Mehr zum Thema Jähzorn erfahren Sie im Wut-Coaches-Podcast!
Jähzorn kann Auswirkungen auf mehrere Lebensbereiche haben. Dazu zählen das eigene Leben, Beziehungen (Scott et al., 2016) und die Gesundheit (Gelegen & Tamam, 2018; McCloskey et al., 2010). Insbesondere der eigene Partner und die Kinder von jähzornigen Menschen können stark unter den emotionalen Ausbrüchen leiden. Die Spannungen in den eigenen vier Wänden schaden der Harmonie. Nach einem heftigen Wutanfall oder einem Ausbruch von Jähzorn empfinden viele Menschen tiefe Scham (Pivetti et al., 2016). Sie bereuen ihr Verhalten. Sie wünschen sich, die negativen Auswirkungen ihrer Worte und Taten rückgängig machen zu können.
Menschen, die mit Jähzorn zu kämpfen haben, fühlen sich oft isoliert und unverstanden. Sie sehnen sich danach, ihre Emotionen kontrollieren zu können. Sie möchten die negativen Auswirkungen auf ihr eigenes Leben und das Leben ihrer Liebsten minimieren. Ein Problem mit unkontrollierter Wut kann langfristig zu zahlreichen Konflikten führen (Gelegen & Tamam, 2018). Es belastet nicht nur die eigene Partnerschaft. Auch enge Freundschaften und das sonstige Umfeld können unter Jähzorn leiden. In manchen Fällen führen die heftigen Konflikte aufgrund des impulsiven Verhaltens sogar zu Trennungen oder Scheidungen (Breslau et al., 2011).
Wut und Jähzorn können auch Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit haben. Ein erhöhter Blutdruck und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mögliche Folgen (McCloskey et al., 2010).
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Jähzorn zu behandeln und in den Griff zu bekommen. Die geeignete Methode hängt von der individuellen Situation ab. Außerdem spielt die Schwere des aggressiven und wütenden Verhaltens eine Rolle. “Jähzorn Therapien” oder “Jähzorn Medikamente” können eine effektive Möglichkeit sein, um Jähzorn zu behandeln. Diese können bei jähzornigen Menschen mit diagnostiziertem psychischen Krankheitsbild zur Anwendung kommen.
Therapien sind für Personen geeignet, bei denen der Jähzorn Teil einer größeren Symptomatik ist. Dazu zählen vor allem psychische Krankheiten. Beispielsweise eine impulsive Störung oder eine Borderline-Störung. In solchen Fällen kann ein Hausarzt oder Psychiater eine therapeutische Behandlung empfehlen.
Die Ziele von Therapien bei Wut und Aggression sind z.B.:
Hierzu kommt beispielsweise eine kognitive Verhaltenstherapie infrage. Der Erfolg der Behandlung hängt vom Engagement des Betroffenen ab. Hierbei ist die regelmäßige Teilnahme an Therapiesitzungen entscheidend. Zusätzlich ist es wichtig, dass Betroffene die erlernten Techniken umsetzen.
Die Dauer einer Therapie kann je nach Schwere der Ursachen des Jähzorns variieren. In einigen Fällen reicht eine kurzfristige Behandlung aus, um konkrete Probleme anzugehen. In anderen Fällen kann eine langfristige therapeutische Begleitung erforderlich sein. Manche Betroffene können ihre Verhaltensmuster nur dann verstehen und verändern. Es ist wichtig, den Fortschritt zu überwachen und die Behandlung bei Bedarf anzupassen. Daher ist eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit demselben Therapeuten empfehlenswert.
Wichtig
Eine Therapie allein reicht nicht aus, um Jähzorn zu bewältigen. Der Patient muss aktiv an der Behandlung mitarbeiten. Entscheidend ist die Motivation und die Entschlossenheit des Betroffenen. Er ist derjenige, der die neu gelernten Techniken umsetzt und in das eigene Leben integriert.
Hierzu erfahren Sie mehr im Wut-Coaches-Podcast!
Neben professioneller Unterstützung können auch selbsthilfeorientierte Ansätze hilfreich sein. Hierbei geht es darum, aktiv an der Selbstbetrachtung zu arbeiten. Betroffene können zudem Techniken zur Wutkontrolle erlernen und umsetzen. Entspannungsübungen wie Meditation oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen (Hagen et al., 2021). Außerdem kann es hilfreich sein, die eigene Kommunikation zu verbessern (Kim & Kim, 2022). Es ist wichtig, die gelernten Methoden Stück für Stück im alltäglichen Zusammenleben anzuwenden. So kann es gelingen, langfristig konstruktiver mit Provokationen und Streitthemen umzugehen.
Jähzorn ist eine herausfordernde Emotion, die viele negative Folgen haben kann. Diese können sich im Umfeld und in der Gesundheit von Betroffenen bemerkbar machen (Gelegen & Tamam, 2018; McCloskey et al., 2010).
Durch professionelle Unterstützung können Menschen lernen, ihren Jähzorn loszuwerden. Ebenso können Selbstreflexion und die Anwendung von Selbsthilfestrategien hilfreiche Werkzeuge sein.
Die Behandlung von Jähzorn ist ein Prozess, der Zeit, Geduld und Engagement erfordert. In den meisten Fällen lohnt sich die Arbeit, um ein ausgeglichenes und erfülltes Leben zu führen.
Erfahren Sie mehr über Jähzorn im Wut-Coaches-Podcast!
Breslau, J., Miller, E., Jin, R., Sampson, N. A., Alonso, J., Andrade, L. H., Bromet, E. J., de Girolamo, G., Demyttenaere, K., Fayyad, J., Fukao, A., Gălăon, M., Gureje, O., He, Y. Hinkov, H. R., Hu, C., Kovess-Masfety, V., Matschinger, H., Medina-Mora, M. E., Ormel, J., Posada-Villa, J., Sagar R., Scott, K. M., & Kessler, R. C. (2011). A multinational study of mental disorders, marriage, and divorce. Acta Psychiatrica Scandinavica, 124(6), 474-486. https://doi.org/10.1111/j.1600-0447.2011.01712.x
Coccaro, E. F. (2012). Intermittent Explosive Disorder as a Disorder of Impulsive Aggression for DSM-5. American Journal of Psychiatry, 169(6), 577-588. https://doi.org/10.1176/appi.ajp.2012.11081259
Coccaro, E. F. (2020). The Overt Aggression Scale Modified (OAS-M) for clinical trials targeting impulsive aggression and intermittent explosive disorder: Validity, reliability, and correlates. Journal of Psychiatric Research, 124, 50-57. https://doi.org/10.1016/j.jpsychires.2020.01.007
Felthous, A. R., Bryant, S. G., Wngerter, C. B., & Barratt, E. (1991). The Diagnosis of Intermittent Explosive Disorder in Violent Men. The Bulletin of the American Academy of Psychiatry and the Law, 19(1), 71-79.
Gelegen, V., & Tamam, L. (2018). Prevalence and clinical correlates of intermittent explosive disorder in Turkish psychiatric outpatients. Comprehensive Psychiatry, 83, 64-70. https://doi.org/10.1016/j.comppsych.2018.03.003
Hagen, I., Skjelstad, S. & Nayar, U. S. (2021). “I Just Find It Easier to Let Go of Anger”: Reflections on the Ways in Which Yoga Influences How Young People Manage Their Emotions. Frontiers in Psychology, 12. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2021.729588
Kim, S. & Kim, J. (2022). Effects of a nonviolent communication-based anger management program on psychiatric inpatients. Archives of Psychiatric Nursing, 41, 87–95. https://doi.org/10.1016/j.apnu.2022.07.004
McCloskey, M. S., Kleabir, K., Berman, M. E., Chen, E. Y., & Coccaro, E. F. (2010). Unhealthy aggression: Intermittent explosive disorder and adverse physical health outcomes. Health Psychology, 29(3), 324–332. https://doi.org/10.1037/a0019072
McElroy S. L. (1999). Recognition and treatment of DSM-IV intermittent explosive disorder. The Journal of clinical psychiatry, 60(Suppl 15), 12–16.
Pivetti, M., Camodeca, M., & Rapino, M. (2016). Shame, guilt, and anger: Their cognitive, physiological, and behavioral correlates. Current Psychology, 35, 690-699. https://doi.org/10.1007/s12144-015-9339-5
Scott, K., Lim, C., Hwang, I., Adamowski, T., Al-Hamzawi, A., Bromet, E., Bunting, B., Ferrand, M. P., Florescu, S., Gureje, O., Hinkov, H., Hu, C., Karam, E., Lee, S., Posada-Villa, J., Stein, D., Tachimori, H., Viana, M. C., Xavier M., & Kessler, R. (2016). The cross-national epidemiology of DSM-IV intermittent explosive disorder. Psychological Medicine, 46(15), 3161-3172. doi:10.1017/S0033291716001859
Suh, H. W., Lee, K. B., Chung, S. Y., Park, M., Jang, B. H., & Kim, J. W. (2021). How suppressed anger can become an illness: a qualitative systematic review of the experiences and perspectives of hwabyung patients in Korea. Frontiers in psychiatry, 12, 1-20. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2021.637029
Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.
Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.
Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.