Kann man Wut, Zorn oder Aggressionen auch mit Homöopathie behandeln? Gerade Erwachsene fragen sich das. Hier gibt es die Antwort darauf.
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Vielleicht denken Sie sich: “Warum werde ich so schnell aggressiv?”, oder “Wie kann ich Impulskontrolle lernen?". Personen in Ihrem Umfeld bezeichnen Sie vielleicht als Choleriker. Sie wissen nicht, wo diese wütenden und aggressiven Gefühle und Reaktionen herkommen. Nun möchten Sie der Ursache auf den Grund gehen und das passende Mittel finden, was Ihnen helfen kann. An dieser Stelle kommt Ihnen die Homöopathie in den Sinn. Ihnen ist bekannt, dass homöopathische Mittel teilweise auch bei körperlichen Beschwerden medizinisch verordnet werden (Lüdtke & Hacke, 2005). Nun fragen Sie sich: “Können mir homöopathische Mittel auch mit meiner Wut und Aggression helfen?” In Ihrem Umfeld gibt es vielleicht Personen, die bei vielen Symptomen auf homöopathische Mittel wie Globuli vertrauen. Globuli werden die Streukügelchen bezeichnet, mit denen homöopathische Mittel häufig verabreicht werden (Kainz et al.,1996; Pflanzelt 2013). Aber vielleicht gibt es auch Personen in Ihrem Umfeld, die homöopathischen Mitteln kritisch gegenüberstehen. Im Folgenden schauen wir uns diese zwei Perspektiven genauer an.
Wenn Wut und Aggression mit homöopathischen Mitteln behandelt werden, betrifft dies häufig den psychosomatischen Bereich (Pflanzelt 2013). Psychosomatik bedeutet, dass Krankheiten ganzheitlich betrachtet werden, also im Wechselspiel zwischen Körper und Psyche (Fave & Sonino, 2005). So kann es sein, dass traumatische Erfahrungen oder Lebenskrisen körperliche Beschwerden auslösen (siehe hierzu auch den Artikel über die Ursachen von Jähzorn in der Kindheit).
Was bedeutet das nun für die Behandlung von Wut und Aggression mit homöopathischen Mitteln? In einem Beispiel wird von einer Patientin berichtet, die wütend auf ihren Lebensgefährten ist (Pflanzelt 2013): “Sie wollte ihn am liebsten schlagen, aber ihr Arm war wie gelähmt. Dies führte die Patientin auch zurück in ihre traumatische Vergangenheit mit einer vernachlässigenden Mutter. Ihre Bedürfnisse wurden missachtet und sie war ständig so wütend, dass sie um sich schlagen wollte. Diese eigentlich gesunde Aggression konnte sie damals nicht ausleben. Nun projiziert sie diese unbewusst auf ihren Lebensgefährten, obwohl die Aggression ihrer vernachlässigenden Mutter gilt. Ihr Arm fühlte sich ständig wie gelähmt an. Für diese Beschwerden kamen Globuli für die Behandlung zum Einsatz, um die Armprobleme zu lindern. Die Armprobleme sind in diesem Beispiel die Psychosomatisierung des unbewussten Konflikts mit ihrer Mutter.”
Dieses Beispiel soll Ihnen zeigen, welche Rolle die Anwendung von Homöopathie bei Wut und Aggression einnehmen kann. Sie erkennen gleich: Neben der Behandlung von einzelnen Symptomen ist vor allem die Aufarbeitung von unbewussten Konflikten sehr wichtig!
Welche Globuli gegen Wut und Aggression zum Einsatz kommen, hängt davon ab, in welcher Form sich die Wut und Aggression körperlich bemerkbar macht. Aber es gibt Beispiele von Globuli, die bereits Verwendung gefunden haben. Beachten Sie hierbei, dass Sie sich IMMER vor Einnahme von einem Arzt oder Apotheker beraten lassen, bevor Sie zu diesen homöopathischen Mitteln greifen!
Bei einer zu behandelnden Person wurde aufgrund des Auftreten von Aggressivität Belladonna eingesetzt (Ziehaus, 2012).
Bei einer Patientin wurde Nux vomica zur Reduzierung von innerer Unruhe eingesetzt (Ziehaus, 2012).
Diese beiden Globuli wurden allerdings lediglich bei einzelnen Patienten angewendet. Außerdem gab es weitere Erkrankungen, die im psychiatrischen Setting behandelt wurden. Die Wirksamkeit ist dementsprechend als nicht gesichert zu bewerten.
Die klinische Forschung konnte die Wirksamkeit von Homöopathie nicht bestätigen (Albrecht, 2007). Dabei sollen homöopathische Mittel nicht über den Placebo-Effekt hinaus helfen (Fears et al., 2017). Der Placebo-Effekt ist ein psychologisches Phänomen (Margo, 1999). Patienten erhalten ein Scheinmedikament ohne relevanten Arzneistoff. Trotzdem zeigen sich Verbesserungen durch die Einnahme des Scheinmedikamentes beim Patienten, nur durch den Glauben, dass ein heilendes Medikament konsumiert wurde.
Diese Methode wurde für gewalttätige Straftäter entwickelt und findet häufig im Setting von Gefängnissen statt (Weidner, 2011). Es sollen Gefühle besser verstanden und andere Perspektiven eingenommen werden.
Bei der Aggressionstherapie soll Menschen mit Aggressionsproblemen geholfen werden. Dabei kann eine klassische Therapie vor Ort oder eine Online-Therapie in Frage kommen.
Hilfreich kann auch die professionelle Unterstützung sein. Weiter oben wurde bereits angesprochen, dass teilweise unbewusste Konflikte eine Rolle bei Wut und Aggression spielen. Mit Hilfe einer Therapie können diese überwunden werden.
Hier können Ihnen zum einen Entspannungstechniken, wie Yoga helfen (Kerekes et al., 2017). Aber auch das gelegentliche Einlegen von Pausen ist eine hilfreiche Strategie.
Um Ihre Wut zu kontrollieren, können Sie mehrere Methoden verwenden. So hat sich gezeigt, dass mit Atemübungen die Intensität von Wut reduziert werden kann (Brondolo et al., 1997). Meditationen (Fennell et al., 2016) sowie das Führen eines Tagebuches (Smyth et al., 2018; Sohal et al., 2022) haben sich ebenfalls als wirksame Methoden gezeigt.
Wenn homöopathische Mittel bei der Behandlung von Wut und Aggression zum Einsatz kommen, betrifft dies häufig psychosomatische Symptome. Wichtig ist: Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, ob eine homöopathische Behandlung für Ihre Symptome in Frage kommt. Außerdem gilt die Wirksamkeit von homöopathischen Mitteln als wissenschaftlich NICHT belegt. Auf jeden Fall sollten Sie neben einer homöopathischen Behandlung auch die Ursachen der Wut und Aggression aufarbeiten. Hier bieten sich unterschiedliche Methoden an.
Brondolo, E., DiGiuseppe, R. & Tafrate, R. C. (1997) Exposure-Based Treatment for Anger Problems: Focus on the Feeling. Cognitive and Behavioral Practice, 4, 75-98. https://doi.org/10.1016/S1077-7229(97)80013-2.
Fears, R., Griffin, G., Larhammar, D., Ter Meulen, V., & van der Meer, J. W. (2017). Assessing and regulating homeopathic products. Journal of internal medicine, 282(6), 563-565. doi: 10.1111/joim.12676.
Fava, G. A., & Sonino, N. (2005). The clinical domains of psychosomatic medicine. Journal of Clinical Psychiatry, 66(7), 849-858.
Fennell, A. B., Benau, E. M. & Atchley, R. A. (2016). A single session of meditation reduces of physiological indices of anger in both experienced and novice meditators. Consciousness and Cognition, 40, 54–66. https://doi.org/10.1016/j.concog.2015.12.010.
Kainz, J. T., Kozel, G., Haidvogl, M., & Smolle, J. (1996). Homoeopathic versus placebo therapy of children with warts on the hands: a randomized, double-blind clinical trial. Dermatology, 193(4), 318-320. https://doi.org/10.1159/000246277.
Kerekes, N., Fielding, C., & Apelqvist, S. (2017). Yoga in correctional settings: A randomized controlled study. Frontiers in Psychiatry, 8, 204. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2017.00204.
Lüdtke, R., & Hacke, D. (2005). Zur Wirksamkeit des homöopathischen Arzneimittels Arnica montana. Wiener Medizinische Wochenschrift, 155, 482-490. https://doi.org/10.1007/s10354-005-0227-8.
Margo, C. E. (1999). The placebo effect. Survey of ophthalmology, 44(1), 31-44. https://doi.org/10.1016/S0039-6257(99)00060-0.
Pfanzelt, I. (2013). Psychosomatik und Homöopathie. Allgemeine Homöopathische Zeitung, 258(05), 5-10. DOI: 10.1055/s-0033-1334399.
Smyth, J. M., Johnson, J. A., Auer, B. J., Lehman, E., Talamo, G. & Sciamanna, C. N. (2018). Online Positive Affect Journaling in the Improvement of Mental Distress and Well-Being in General Medical Patients With Elevated Anxiety Symptoms: A Preliminary Randomized Controlled Trial. JMIR Mental Health, 5(4), e11290. https://doi.org/10.2196/11290.
Sohal, M., Mars, M., Dhillon, B. S. & Gill, H. S. (2022). Efficacy of journaling in the management of mental illness: a systematic review and meta-analysis. Family Medicine and Community Health, 10(1), e001154. https://doi.org/10.1136/fmch-2021-001154.
Weidner, J. (2011). Das Anti-Aggressivitäts-Training (AAT®) zur Behandlung gewalttätiger Intensivtäter. In: Boeger, A. (eds) Jugendliche Intensivtäter. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93017-6_5.
Ziehaus, O. (2012). Homöopathie bei Alkoholabhängigkeit. Allgemeine Homöopathische Zeitung, 257(04), 33-36. doi:10.1055/s-0032-1314669.
Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.
Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.
Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.