Auch, wenn Impulsivität scheinbar aus dem Nichts zu kommen scheint, kann man dennoch lernen diese zu kontrollieren. Hier erfahren Sie, wie es geht.
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Wie oft folgen Sie Ihren Impulsen? Spontane Entscheidungen können auch noch als Erwachsener zu einem unvergesslichen Abenteuer führen. Wenn Impulse den Alltag bestimmen, werden sie zu einem Problem. Sie eskalieren nicht selten in Wutausbrüche und Aggression (Hollander et al., 2006). Wer sich häufig von seinen Impulsen leiten lässt, kann langfristige Schäden verursachen und Beziehungen belasten (Ryu et al., 2018). In einigen Fällen können impulsive Verhaltensweisen auch auf eine Impulskontrollstörung hindeuten (Schreiber et al., 2011). Aus diesem Grund könnte es durchaus sein, dass dieses Thema wichtig für Sie ist. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Ursachen von impulsivem Verhalten. Zudem lernen Sie verschiedene Wege, um impulsives Verhalten kontrollieren zu können.
Auch wenn es manchmal willkürlich wirkt: Impulsivität ist keine zufällige Erscheinung. Sie kann eine Reihe von unterschiedlichen Ursachen haben. Zu den Hauptauslösern gehören zum Beispiel genetische Veranlagungen (Anokhin et al., 2015) und Umwelteinflüsse (Seroczynski et al., 1999). Vielleicht kennen Sie selbst einen Menschen mit einer Tendenz zur Impulsivität. Nicht bei allen impulsiven Menschen steckt die Ursache für dieses besondere Verhalten buchstäblich im Blut. Umwelteinflüsse, wie Stress oder eine traumatische Kindheit (Roy, 2005), können ebenfalls dazu beitragen, dass Menschen Schwierigkeiten haben, Ihre Impulse zu kontrollieren. Auch psychische Erkrankungen stehen im Zusammenhang mit impulsgesteuertem Verhalten (Kisa et al., 2005). In der Regel sind die Ursachen vielfältig und wirken am Ende zusammen. Man kann sich das wie ein Puzzle vorstellen, bei dem mehrere Teile zusammenpassen müssen, um ein Gesamtbild zu formen.
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Die Impulsivität in den Griff zu bekommen, ist für die meisten Menschen durchaus machbar. Es gibt verschiedene Techniken und Strategien, die dabei helfen können. In diesem Abschnitt finden Sie einige Methoden zum Kontrollieren von Impulsivität:
Wenn Sie das Wort “Bewusstsein” lesen, denken Sie höchstwahrscheinlich an Kalendersprüche und Pseudo-Spiritualität. Diesen Gedanken können Sie für diesen Abschnitt streichen. Wenn es darum geht, die eigene Impulsivität kontrollieren zu lernen, bekommt dieses Wort eine andere Bedeutung. Es soll ausdrücken, dass Sie damit beginnen, Ihr eigenes Verhalten genauer zu beobachten. Das bedeutet, auf Ihre eigenen Handlungen zu achten und zu erkennen, wenn Sie impulsiv handeln. Dabei kann Ihnen ein besonderes Tagebuch helfen (Baikie & Wilhelm, 2018). Sie sollten darin jedoch nicht ihre alltäglichen Erlebnisse aufschreiben. Ziel ist es hierbei, Ihre eigenen impulsiven Verhaltensweisen zu reflektieren. Durch das Aufschreiben der Situationen, in denen Sie impulsiv werden, können Sie Muster in Ihrem Verhalten erkennen. So können Sie mit der Zeit besser verstehen, was Ihre Impulsivität auslöst.
Wahrscheinlich ist Ihnen folgendes nicht fremd: – Wenn Körper und Geist angespannt sind, neigen die meisten Leute dazu, noch impulsiver zu handeln. – Entspannung kann Ihnen dabei helfen, Stress abzubauen und auch in hitzigen Situationen ruhig zu bleiben. Techniken wie Yoga (Kerekes et al., 2017) oder Meditation (Kozasa et al., 2012) fördern dazu noch die Achtsamkeit und das Bewusstsein – also die Scharfsinnigkeit – für Ihren Körper und die Umwelt.
Sie kennen es von der Arbeit: Manchmal hilft es einfach, einen Moment innezuhalten. Durchzuatmen. Eine kurze Pause gibt Ihnen Zeit, über die Folgen nachzudenken, bevor Sie bereits gehandelt haben und es zu spät ist. Diese Methode kann Ihnen in akuten Stresssituationen einen Moment zum Nachdenken verschaffen. Regelmäßige Pausen zum Durchatmen können Ihnen aber auch dabei helfen, Ihre grundsätzliche Anspannung loszuwerden und allgemein gelassener durch den Tag zu gehen.
Vielleicht klingt es für Sie etwas geschwollen, aber: In vielen Fällen – vor allem in Konflikten – resultiert Impulsivität aus Unsicherheit und fehlender Kompetenz. Bestimmte soziale Fähigkeiten können Ihnen jedoch wirklich dabei helfen, dass nicht jeder Streit allein durch Impulse eskaliert. Dazu gehören beispielsweise Konfliktlösungsstrategien und gewaltfreie Kommunikation. Das Erlernen dieser Skills kann Ihnen Sicherheit geben. Wenn Sie innerlich wissen, wie Sie auf bestimmte Menschen und Provokationen reagieren, fühlen Sie sich weniger unter Druck gesetzt. So können Sie auch unter Stress überlegte Entscheidungen treffen.
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Diesen Satz hört wahrscheinlich niemand gerne, doch manchmal ist es sinnvoll, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wenn die Impulse den Alltag übernehmen und anfangen, die Gesundheit von Betroffenen einzuschränken, besteht Handlungsbedarf. Ein Psychotherapeut oder Psychiater kann dabei helfen, Strategien zur Kontrolle der Impulsivität zu entwickeln. Für diese Maßnahmen ist es in jedem Fall notwendig, mit einem Arzt oder Psychotherapeuten zu sprechen. Der eigene Hausarzt, ein Psychotherapeut oder ein Psychiater kann je nach Situation eine passende Therapie anordnen.
Falls Sie jemanden kennen, der sich oft impulsiv verhält, oder sich selbst in diesem Artikel wiedererkannt haben, nehmen Sie sich diesen Abschnitt besonders zu Herzen: Freunde und Familie können eine große Stütze sein. Sie sind die erste Anlaufstelle bei Problemen. Durch Gespräche mit Angehörigen können Sie Ihre Situation aus einer neuen Perspektive betrachten. Das Umfeld kann auch als Unterstützung dienen, um gemeinsam zu überlegen, was Sie gegen Ihre Impulsivität unternehmen können und welche Methoden Sie gegebenenfalls ausprobieren.
Wichtig:
Jeder Mensch ist anders und es ist wichtig, die passende Methode zu finden. Hierzu bietet es sich an, nach und nach verschiedene Strategien auszuprobieren. Es ist wichtig zu erwähnen, dass dies nicht von einem Tag auf den anderen geschehen kann. Ihre eigenen Impulse kennenzulernen und mit ihnen umzugehen, erfordert Zeit und Geduld.
Mehr über das Thema Impulskontrolle erfahren Sie im Wut-Coaches-Podcast!
Anokhin, A. P., Grant, J. D., Mulligan, R. C., & Heath, A. C. (2015). The genetics of impulsivity: evidence for the heritability of delay discounting. Biological psychiatry, 77(10), 887-894. https://doi.org/10.1016/j.biopsych.2014.10.022.
Baikie, K., & Wilhelm, K. (2005). Emotional and physical health benefits of expressive writing. Advances in Psychiatric Treatment, 11(5), 338-346. doi:10.1192/apt.11.5.338
Hollander, E., Baker, B. R., Kahn, J., & Stein, D. J. (2006). Conceptualizing and assessing impulse-control disorders. Clinical manual of impulse-control disorders, 1-18.
Kerekes, N., Fielding, C., & Apelqvist, S. (2017). Yoga in correctional settings: A randomized controlled study. Frontiers in Psychiatry, 8, 204. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2017.00204.
Kozasa, E. H., Sato, J. R., Lacerda, S. S., Barreiros, M. A., Radvany, J., Russell, T. A., ... & Amaro Jr, E. (2012). Meditation training increases brain efficiency in an attention task. Neuroimage, 59(1), 745-749. https://doi.org/10.1016/j.neuroimage.2011.06.088.
Kisa, C., Yildirim, S. G., & Göka, E. (2005). Impulsivity and mental disorders. Turk psikiyatri dergisi= Turkish journal of psychiatry, 16(1), 46-54.
Roy, A. (2005). Childhood trauma and impulsivity. Possible relevance to suicidal behavior. Archives of suicide Research, 9(2), 147-151. https://doi.org/10.1080/13811110590903990
Ryu, H., Lee, J. Y., Choi, A., Park, S., Kim, D. J., & Choi, J. S. (2018). The relationship between impulsivity and internet gaming disorder in young adults: Mediating effects of interpersonal relationships and depression. International journal of environmental research and public health, 15(3), 458. https://doi.org/10.3390/ijerph15030458.
Schreiber, L., Odlaug, B. L., & Grant, J. E. (2011). Impulse control disorders: updated review of clinical characteristics and pharmacological management. Frontiers in psychiatry, 2, 1-11. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2011.00001.
Seroczynski, A. D., Bergeman, C. S., & Coccaro, E. F. (1999). Etiology of the impulsivity/aggression relationship: genes or environment?. Psychiatry research, 86(1), 41-57. https://doi.org/10.1016/S0165-1781(99)00013-X.
Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.
Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.
Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.