Mit Coolness-Training gelassen durchs Leben? Erfahren Sie hier mehr über das Konzept, Übungen und Alternativen zum Coolness-Training.
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Jeder von uns hat schon einmal den Begriff "Coolness" gehört. Aber haben Sie jemals von "Coolness-Training" gehört? Es handelt sich dabei nicht um ein Training, um "cooler" oder angesagter zu sein, sondern um ein pädagogisches Instrument, mit dem insbesondere Jugendliche lernen, ihre Wut und Aggression besser zu kontrollieren. In einer Zeit, in der Gewalt und Mobbing an Schulen ein wachsendes Problem darstellen, wird nach Wegen gesucht, um diesen negativen Tendenzen entgegenzuwirken. Das Coolness-Training könnte ein solcher Weg sein. Dieser Artikel bietet einen tiefen Einblick in das Konzept des Coolness-Training, seine Ziele, Methoden und die Vorteile, die es sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen bietet. Lesen Sie weiter und entdecken Sie, ob das Coolness-Training der richtige Weg für Sie oder Ihre Lieben sein könnte.
Training, um cool zu bleiben … wie soll das funktionieren? Viele Menschen treffen auf den Begriff Coolness-Training und stellen sich diese Frage. Die Bezeichnung taucht immer wieder auf, wenn man sich mit den Themen Wut und Aggression beschäftigt. Um es vorwegzunehmen: Coolness-Training tritt meistens im Zusammenhang mit Jugendlichen und Schulen in Erscheinung (Gall & Brand, 2007). Es soll jungen Menschen dabei helfen, Konflikte zu meistern und Gewalt zu vermeiden. – Doch auch viele Erwachsene fragen sich, was Sie gegen Wut- und Aggressionsprobleme tun können. Was genau steckt also hinter dem Coolness-Training? Können auch Erwachsene davon profitieren? Lesen Sie weiter, um all diese fragen für sich zu beantworten.
Zunächst sollten Sie folgendes wissen: Coolness Training wurde speziell für Jugendliche konzipiert. Es wird meist in Schulen durchgeführt (Gall, 2011). Doch bevor Sie enttäuscht sind, erfahren Sie einige Punkte, die auch für Erwachsene interessant sein könnten. – Das Coolness-Training zielt darauf ab, das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen von Gewalt zu schärfen. Der Fokus liegt dabei auf der Prävention von Gewalt und dem Umgang mit Mobbing. Außerdem wird die Gruppendynamik spielerisch genutzt, um gegen Mobbing und Gewalt vorzubeugen. Die Jugendlichen lernen aktiv, wie sie besser mit Konflikten umgehen können. Dies geschieht unter anderem in Rollenspielen oder körperlichen Übungen (Gall, 2011).
Vielleicht haben Sie auch schon einmal von konfrontativer Pädagogik gehört. Das Coolness-Trainings lässt sich dabei der konfrontativen Pädagogik zuordnen (Kilb et al., 2006). Dabei werden den Jugendlichen ihre wunden Punkte aufgezeigt. Sie lernen, diese zu erkennen und ohne Aggression zu reagieren. Dieses Wissen kann auch für Erwachsene von Nutzen sein, die mit ihren eigenen Aggressionsmustern kämpfen.
Erfahren Sie mehr über Aggression bei Erwachsenen im Wut-Coaches-Podcast!
Allgemein fördert das Coolness-Training eine stärkere Gemeinschaft und ein besseres Miteinander. Die spezifischen Ziele für die Teilnehmer der Trainings können je nach Anbieter variieren. Meistens werden aber folgende Punkte abgedeckt:
Theorie ist langweilig! Jugendliche lernen am besten in der Praxis. Aus diesem Grund besteht das Coolness Training vor allem aus spielerischen Übungen. Darunter beispielsweise körperbetonte Spiele, Rollenspiele und Entspannungsübungen.
Die Jugendlichen werden dazu angeregt, Konfliktsituationen zu reflektieren. Auf diese Weise beginnen sie, ihr eigenes aggressives Verhalten zu hinterfragen. Die Übungen sind sehr darauf ausgelegt, die Sozialkompetenz von Schülern zu fördern. Aber auch für Erwachsene gibt es Praktiken und “Hausmittel gegen Aggression”. Hier finden Sie zwei Übungen, die Sie zu Hause nachmachen können.
Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich eine Situation vor, die bei Ihnen Stress oder Ärger auslöst. Achten Sie genau darauf, was Sie fühlen, wenn Sie an diese Situation denken. Versuchen Sie nun, sich vorzustellen, wie Sie ruhig und gelassen auf diese Situation reagieren. Wiederholen Sie diese Übung regelmäßig, um Ihre Fähigkeit zur Stressbewältigung zu verbessern.
Denken Sie an eine Konfliktsituation, die Sie als aggressiv empfunden haben. Versuchen Sie, diese Situation mit einer anderen Person nachzuspielen. Sie und die andere Person können verschiedene alternative Reaktionen ausprobieren. Dies kann Ihnen dabei helfen, neue Perspektiven zu erkennen. So können Sie Empathie für den Umgang mit ähnlichen Situationen in der Zukunft entwickeln.
Erfahren Sie mehr zum Thema im Wut-Coaches-Podcast
Eines sollten auch Sie nicht außer Acht lassen. Obwohl das Coolness-Training viele Vorteile bietet, gibt es dennoch einige kritische Aspekte. Die Unterscheidung zwischen dem Coolness-Training und dem Anti-Aggressivitäts-Training ist nicht immer klar. Dies kann Verwirrung stiften. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass das Coolness-Training die Ursachen und Gründe von Gewalt als Eigenschaften der Täter sieht, was stigmatisierend ist und den sozialen Kontext und die Bibliografie nicht beachtet (Scherr, 2002). Außerdem werden wissenschaftliche Erkenntnisse zu wenig beachtet, um das Training auf diesen Grundlagen aufzubauen.
Keine Sorge. – Auch für Erwachsene gibt es mehrere Alternativen zum Coolness-Training. Hier finden Sie einige Wege, um zu lernen, besser mit Konflikten und Aggressionen umzugehen.
Ein weiterer Begriff, der Ihnen vielleicht nicht unbekannt vorkommt. Das Anti-Aggressionstraining zielt darauf ab, gewalttätige und aggressive Verhaltensweisen zu minimieren. Es hilft den Betroffenen, ihre Konflikte gewaltfrei zu lösen. Allerdings sollten Sie beachten, für wen dieses Training entwickelt wurde. Es wird hauptsächlich als präventive Maßnahme für Straftäter mit Neigung zu Gewalt durchgeführt (Weidner, 2001; Weidner, 2011).
Vielleicht kommt für Sie eine Therapie infrage. Um Aggressionen zu bewältigen, ist es wichtig, zu erkennen, was dahintersteckt. In einer Aggressionstherapie lernen Sie die emotionalen Auslöser für Ihre Aggression kennen. So können sie lernen, Ihr eigenes Verhalten zu erkennen und zu verändern. Für eine therapeutische Behandlung von Aggressionsproblemen ist eine ärztliche Anordnung notwendig. Diese wird erteilt, wenn Aggression die Gesundheit von Betroffenen beeinträchtigt.
Was hat Impulsivität mit Aggression zu tun? – Falls Sie es noch nicht wussten: Impulsives Verhalten kann sich auch in Aggressionen äußern (Hollander et al., 2006). Zum Glück gibt es eine Reihe von Techniken und Methoden, die dabei helfen können, Impulse zu kontrollieren und zu lenken. Dazu eignet sich vor allem die Selbstreflexion in einem Tagebuch (Glass et al., 2019). – Natürlich ist an dieser Stelle kein normales Tagebuch gemeint. Betrachten Sie es eher als Logbuch, in dem Sie Ihre Erlebnisse mit Impulsivität und Aggression niederschreiben. Dadurch können Sie einen neuen Blickwinkel gewinnen und Ihre Verhaltensmuster erkennen und verändern.
Es gibt einige gesunde Gewohnheiten, die beim Abbau von Wut helfen können. Dazu gehören beispielsweise Sport (Hassmén et al., 2000), Atemübungen (Gaines & Barry, 2008) oder kreative Tätigkeiten (Pool & Odell-Miller, 2011). Denken Sie an die Aktivitäten, bei denen Sie zur Ruhe kommen. Wenn Ihnen etwas in den Sinn kommt, wie beispielsweise Schwimmen, Joggen oder Wandern, bauen Sie diese Tätigkeiten in Ihren Alltag ein. Dadurch werden Sie langfristig gelassener.
Mit dem Coolness-Training können Jugendliche lernen, Konflikte zu meistern. Es wird gegen Mobbing und Gewalt an Schulen praktiziert. Daher stößt man schnell auf diesen Begriff, wenn man sich mit Wut und Aggression beschäftigt. Für Erwachsene gibt es einige Alternativen, die Sie ausprobieren können. Dazu gehören zum Beispiel das Anti-Aggressionstraining und die Wut-Therapie. Es ist nie zu spät, den Umgang mit Aggression zu lernen, um langfristig ein harmonischeres Leben zu führen.
Erfahren Sie mehr über Aggression bei Erwachsenen im Wut-Coaches-Podcast
Gall, R., & Brand, M. (2007). Ansätze einer konfrontativen Pädagogik in der Schule und Jugendhilfe. In M. Gollwitzer, V. Schneider, A. Schulz, T. Steffke, C. Ulrich, & J. Pfetsch (Hg.), Gewaltprävention bei Kindern und Jugendlichen (pp. 213–227). Hogrefe.
Gall,R. (2011). Curriculum und Methodik des Coolness-Trainings. In J. Weidner, R. Kilb. (Hg.), Handbuch Konfrontative Pädagogik. Juventa Verlag.
Gaines, T., & Barry, L. M. (2008). The effect of a self-monitored relaxation breathing exercise on male adolescent aggressive behavior. Adolescence, 43(170), 291-303.
Glass, O., Dreusicke, M., Evans, J., Bechard, E., & Wolever, R. Q. (2019). Expressive writing to improve resilience to trauma: A clinical feasibility trial. Complementary therapies in clinical practice, 34, 240-246. https://doi.org/10.1016/j.ctcp.2018.12.005.
Hassmén, P., Koivula, N. & Uutela, A. (2000). Physical Exercise and Psychological Well-Being: A Population Study in Finland. Preventive Medicine, 30(1), 17–25. https://doi.org/10.1006/pmed.1999.0597.
Hollander, E., Baker, B. R., Kahn, J., & Stein, D. J. (2006). Conceptualizing and assessing impulse-control disorders. Clinical manual of impulse-control disorders, 1-18.
Kilb, R., Weidner, J., & Gall, R. (2006). Konfrontative Pädagogik in der Schule. Juventa: Weinheim.
Pool, J., & Odell-Miller, H. (2011). Aggression in music therapy and its role in creativity with reference to personality disorder. The Arts in psychotherapy, 38(3), 169-177. https://doi.org/10.1016/j.aip.2011.04.003.
Scherr, A. (2002). Mit Härte gegen Gewalt? Kritische Anmerkungen zum Anti-Aggressivitäts-und Coolness-Training. Kriminol J, 34, 304-311.
Weidner, J. (2001) AAT Anti-Aggressivitäts-Training für Gewalttäter: ein deliktspezifisches Behandlungsangebot im Jugendvollzug (5., akt. Aufl.) Forum-Verl.Godesberg: Mönchengladbach.
Weidner, J. (2011). Das Anti-Aggressivitäts-Training (AAT®) zur Behandlung gewalttätiger Intensivtäter. In: Boeger, A. (eds) Jugendliche Intensivtäter. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93017-6_5
Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.
Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.
Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.