Aggression und ADHS können Hand in Hand gehen. Doch was kann man gegen aggressives Verhalten tun? Hier erfährt man mehr dazu.
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
ADHS ist die Abkürzung für Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung. Es handelt sich um eine psychische Störung. Zu den Symptomen gehören Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Speziell für ADHS im Erwachsenenalter wurden die sieben Wender-Utah-Kriterien definiert: Aufmerksamkeitsstörung, motorische Hyperaktivität, Affektlabilität, desorganisiertes Verhalten, Affektkontrolle, Impulsivität, emotionale Überreagibilität (Ebert et al.,2003). Unter dem Kriterium der Affektkontrolle werden Merkmale wie andauernde Reizbarkeit, verminderte Frustrationstoleranz und Wutausbrüche zusammengefasst (Ebert et al.,2003). Es kann (muss aber nicht) also bei Erwachsenen mit ADHS zu Aggressionen kommen. Betroffene stellen sich die Frage: “Warum werde ich so schnell aggressiv?”, oder, “habe ich Aggressionsprobleme?”. Wenn Sie sich diese Fragen stellen, ist die Unterscheidung wichtig: Es muss differenziert werden, ob man als erwachsene Person ADHS hat und daraus die Aggressionen resultieren, oder ob man kein ADHS hat, aber auf der Suche nach einem Umgang mit seinen Gefühlen der Wut ist.
Psychosoziale Aspekte werden als eine Ursache von ADHS angesehen. Damit sind ungünstige soziale Bedingungen gemeint, die einen Risikofaktor für ADHS darstellen können. Es handelt sich jedoch nicht um einen kausalen Risikofaktor. Das bedeutet, dass ungünstige soziale Bedingungen zwar mit ADHS assoziiert sind, aber nicht zwangsläufig zu ADHS führen müssen. Dazu gehören ein niedriger sozioökonomischer Status (Pheula et al., 2011), unvollständige Familienstrukturen, Wohnen auf engem Lebensraum, psychische Erkrankungen der Eltern und erhöhte Konflikte in der Familie (Famularo et al., 1992; Scahill et al., 1999). Bei Personen mit ADHS haben diese ungünstigen sozialen Bedingungen einen stärkeren Zusammenhang mit der Entwicklung aggressiver Verhaltensauffälligkeiten gezeigt (Thapar et al., 2013). Es ist daher möglich, dass familiäre und psychosoziale Schwierigkeiten, auch wenn sie keine ursächliche Rolle bei der Entstehung von ADHS spielen, das Erscheinungsbild der Erkrankung verändern und zu sekundären negativen Folgen wie antisozialem Verhalten führen können (Langley et al., 2010).
In einem lebhaften Viertel, eingebettet zwischen bunten Häusern und quirligen Straßen, lebte Alex. Er war ein Mann voller Energie und Kreativität, doch seine Welt war von einer Unruhe geprägt, die für Außenstehende schwer nachvollziehbar war. Seit seiner Kindheit hatte Alex ADHS. Die lebendige Neugier, die ihn antrieb, wurde oft von einer unberechenbaren Woge der Unruhe begleitet. Als Kind war es leichter, diese Unruhe zu handhaben, aber im Erwachsenenalter erwies es sich als Herausforderung. Alex arbeitete in einem hektischen Büro, wo Deadlines und Meetings den Alltag bestimmten. Seine Kollegen bewunderten seine Kreativität und schnelle Auffassungsgabe, aber sie konnten die plötzlichen Stimmungsschwankungen und die rasende Impulsivität nicht verstehen. An manchen Tagen fühlte Alex, wie die Unruhe in ihm brodelte. Es war wie ein Wirbelwind in seinem Kopf, der keine Ruhe fand. Kleine Missgeschicke, wie ein Tintenklecks auf einem wichtigen Dokument oder ein unerwartetes Klingeln des Telefons, konnten ihn aus der Fassung bringen.
Seine Aggressionen zeigten sich oft in Momenten der Überforderung. Einmal, als sein Computer abstürzte und Stunden harter Arbeit verloren gingen, konnte er die aufsteigende Wut kaum zügeln. Seine Hände zitterten, seine Gedanken rasten und bevor er es bemerkte, hatte er bereits den Monitor gegen die Wand geschleudert. Sofort überkam ihn ein Gefühl der Reue, aber er hatte dem Impuls, die Frustration physisch zu entladen, bereits nachgegeben. Dieser Fall hört sich vielleicht ein wenig übertrieben an. Betroffene können jedoch möglicherweise gut nachvollziehen, was sich in Alex an dieser Stelle abspielte. Kommen wir dazu, was man an dieser Stelle unternehmen kann.
Wenn Sie den Verdacht haben, an ADHS erkrankt zu sein, sollten Sie dies ärztlich oder psychotherapeutisch abklären lassen. Die Diagnose ADHS bei Erwachsenen wird von einem Psychiater oder Psychotherapeuten gestellt. Wenn Sie nicht an ADHS erkrankt sind, aber Hilfe im Umgang mit Ärger brauchen, können Ihnen die folgenden Methoden helfen.
Vielen Menschen mit Aggressionsproblemen können Entspannungsübungen helfen. Hier haben sich unterschiedliche Methoden als wirksam erwiesen: Yoga (Hagen et al., 2021), Meditation (Dua & Swinden, 1992), progressive Muskelentspannung (Nickel et al., 2005) oder Atemtechniken (Perciavalle et al., 2017).
Es konnte in einer Studie gezeigt werden, dass Personen, die zwei- bis dreimal die Woche Sport machen, deutlich weniger Wut erleben, als Personen, die weniger oder gar nicht trainieren (Hassmén et al., 2000). Darüber hinaus schätzten sie ihre Gesundheit und Fitness besser ein als diejenigen, die weniger häufig Sport trieben. An dieser Stelle lässt sich die Empfehlung ableiten, regelmäßig in der Woche Sport zu treiben.
Wut ist eine Emotion, die jeder Mensch erlebt. Wenn Sie allerdings Schwierigkeiten haben, Ihre Wut auf gesunde Weise abzubauen, sollten Sie Methoden erlernen, um einen konstruktiven Weg zu finden. Hier finden Sie mehr zum Thema Aggression abbauen.
In einer Aggressionstherapie können Sie lernen, einen gesunden Umgang mit Ihren Emotionen zu lernen. Dazu werden gemeinsam mit dem Therapeuten unterschiedliche Techniken angewandt. Hierbei unterscheidet man verschiedene Formen der Psychotherapie wie die Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologisch fundierte Ansätze.
In diesem Artikel haben wir den Zusammenhang zwischen ADHS und Aggression im Erwachsenenalter untersucht. ADHS, gekennzeichnet durch Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität, kann insbesondere im Kontext psychosozialer Faktoren zu Aggressionsproblemen führen. So können beispielsweise Unruhe und Impulsivität in Momenten der Überforderung in Aggression umschlagen. Es gibt jedoch Möglichkeiten, mit aggressivem Verhalten bei ADHS umzugehen, angefangen bei der ärztlichen Abklärung bis hin zu Entspannungsübungen, Sport und Aggressionstherapie als mögliche Lösungsansätze.
Dua, J. K., & Swinden, M. L. (1992). Effectiveness of negative-thought-reduction, meditation, and placebo training treatment in reducing anger. Scandinavian Journal of Psychology, 33, 135-146. https://doi.org/10.1111/j.1467-9450.1992.tb00893.x.
Ebert, D., Krause, J., & Roth-Sackenheim, C. (2003). ADHS im Erwachsenenalter-Leitlinien auf der Basis eines Expertenkonsensus mit Unterstutzung der DGPPN. Nervenarzt, 74(10), 939-945.
Famularo, R., Kinscherff, R., & Fenton, T. (1992). Psychiatric diagnoses of maltreated children: preliminary findings. Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 31(5), 863–867. https://doi.org/10.1097/00004583-199209000-00013.
Hagen, I., Skjelstad, S. & Nayar, U. S. (2021). “I Just Find It Easier to Let Go of Anger”: Reflections on the Ways in Which Yoga Influences How Young People Manage Their Emotions. Frontiers in Psychology, 12. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2021.729588.
Hassmén, P., Koivula, N. & Uutela, A. (2000). Physical Exercise and Psychological Well-Being: A Population Study in Finland. Preventive Medicine, 30(1), 17–25. https://doi.org/10.1006/pmed.1999.0597.
Langley, K., Heron, J., O'Donovan, M. C., Owen, M. J., & Thapar, A. (2010). Genotype link with extreme antisocial behavior: the contribution of cognitive pathways. Archives of general psychiatry, 67(12), 1317–1323. https://doi.org/10.1001/archgenpsychiatry.2010.163.
Nickel, C., Lahmann, C., Tritt, K., Loew, T.H., Rother, W.K. and Nickel, M.K. (2005), Stressed aggressive adolescents benefit from progressive muscle relaxation: A random, prospective, controlled trial. Stress and Health, 21: 169-175. https://doi.org/10.1002/smi.1050.
Perciavalle, V., Blandini, M., Fecarotta, P. et al. The role of deep breathing on stress. Neurol Sci 38, 451–458 (2017). https://doi.org/10.1007/s10072-016-2790-8.
Pheula, G. F., Rohde, L. A., & Schmitz, M. (2011). Are family variables associated with ADHD, inattentive type? A case–control study in schools. European child & adolescent psychiatry, 20, 137-145. https://doi.org/10.1007/s00787-011-0158-4.
Scahill, L., Schwab-Stone, M., Merikangas, K. R., Leckman, J. F., Zhang, H., & Kasl, S. (1999). Psychosocial and clinical correlates of ADHD in a community sample of school-age children. Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry, 38(8), 976-984. https://doi.org/10.1097/00004583-199908000-00013.
Thapar, A., Cooper, M., Eyre, O., & Langley, K. (2013). What have we learnt about the causes of ADHD?. Journal of child psychology and psychiatry, and allied disciplines, 54(1), 3–16. https://doi.org/10.1111/j.1469-7610.2012.02611.x.
Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.
Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.
Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.