Was ist innere Wut und warum tritt sie scheinbar so oft ohne Grund auf? Mögliche Ursachen und Tipps zum Loswerden der inneren Wut finden Sie hier.
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Das Gefühl von innerer Wut kennen viele Menschen. Manchmal wissen wir genau, warum wir innerlich wütend sind und in anderen Momenten finden wir keinen greifbaren Grund dafür. Diese starke Emotion staut sich im Inneren auf und ist häufig schwer zu kontrollieren. Sie kann verschiedene Folgen nach sich ziehen, wenn man ihr nicht auf den Grund geht und sie überwindet. In diesem Artikel können Sie herausfinden, warum innere Wut ohne erkennbaren Grund auftritt und was mögliche Folgen sein können. Außerdem finden Sie mögliche Wege, wie Sie diese loswerden können.
Wütend zu sein, kennen viele Menschen. Oft äußert sich Wut in Form von einer aggressiven Grundspannung, streitlustigem Verhalten und Wutausbrüchen. Klassische Wut kann eine natürliche Reaktion auf äußerliche Umstände sein und schützt uns unter Umständen sogar vor Angriffen und Bedrohungen (Novaco, 2016).
Erfahren Sie mehr zum Thema in unserem Artikel “Was ist Wut?”
“Innere Wut” äußert sich in den meisten Fällen subtiler, als durch übermäßig aggressives Verhalten oder Lautwerden. Häufig wird sie in Form von passiv-aggressivem Verhalten oder unterschwelliger Spannung gelebt. Viele Betroffene fühlen sich innerlich wütend, aber behalten dieses starke Empfinden für sich. Die Wut bleibt im Verborgenen.
Diese Form von Wut zeigt sich nicht durch körperliche Symptome wie vermehrtes Schwitzen oder einen erhöhten Puls, sondern durch innere Unruhe, Anspannung, Reizbarkeit oder Unzufriedenheit (Department of Health & Human Services, o.D.; Melo & Gratch, 2009). Daher ist innerliche Wut häufig schwer zu erkennen. Wer sie verspürt sieht sich oft nicht in der Lage dazu, seine Bedürfnisse zu äußern. Dadurch entsteht ein Gefühl innerer Ohnmacht – betroffene Personen fühlen sich zum Teil ausgeliefert.
Nicht selten tritt innere Wut ohne einen ersichtlichen Grund auf. Betroffene fühlen sich teilweise hilflos und möchten gerne herausfinden, welche Faktoren ihre innere Wut verursachen. Doch woher kommt dieses Gefühl, wenn es keinen offensichtlichen Auslöser, wie einen Streit oder eine Konfrontation gibt?
Eine mögliche Ursache kann in der Vergangenheit liegen. Auch wenn wir es nicht bewusst merken, unterbewusst gibt es diverse Dinge, die wir noch nicht vollständig verarbeitet haben. Hierzu zählen einschneidende Erlebnisse und Erinnerungen. Ängste, Traumata oder depressive Verstimmungen können zusätzlich zur Entstehung von innerer Wut ohne erkennbaren Grund beitragen (Parkhill, 2023).
Tief sitzende Unzufriedenheit oder Frustration können einen weiteren Ursprung für unterschwellige Wut darstellen (Breuer & Elson, 2017). Dies kann auf verschiedene Lebensbereiche zurückzuführen sein. Beispielsweise auf das Arbeitsleben, intime Beziehungen oder Freundschaften. Wenn wir unzufrieden mit uns selbst sind, weil uns etwas fehlt, oder wir unsere Ziele nicht erreichen, führt dies manchmal zu innerer Wut. Selbst wenn unterhalb der Oberfläche, also unterbewusst geschieht.
Ein weiterer Faktor, der zur inneren Wut beitragen kann, ist chronischer Stress (Everson-Rose et al., 2014). Wenn wir unseren Körper und Geist über einen längeren Zeitraum überfordern, kann dies zu einer seelischen Erschöpfung führen und unsere Frustrationstoleranz reduzieren. Plötzlich reagieren wir emotional auf völlig alltägliche Situationen, die uns unter anderen Umständen kaltlassen würden.
Unterdrückte oder nicht ausgelebte emotionale Bedürfnisse können ebenfalls eine Ursache für innere Wut darstellen (Pickett, 2023). Wenn man das Gefühl hat, mit bestimmten Emotionen alleine zu sein und nicht gehört oder verstanden zu werden, endet dies häufig in Verbitterung und Wutgefühlen. Auch eine negative Grundeinstellung und destruktive Glaubenssätze können uns innerlich wütend machen. Wenn wir uns immerzu auf das konzentrieren, was uns stört oder fehlt, finden wir uns schnell in einem negativen Gedankenkarussell wieder, das unsere Stimmung und unser Verhalten beeinflussen kann.
Oft ist die tatsächliche Ursache für innere Wut eine Kombination aus mehreren der genannten möglichen Faktoren. Wenn jemand chronischem Stress ausgesetzt ist und sich zusätzlich von seinen Mitmenschen nicht verstanden führt, ist es wahrscheinlich, dass sich seine innere Wut auf diese Lebensumstände zurückführen lässt.
Die Folgen von innerer Wut können sich in verschiedenen Bereichen des Lebens von Betroffenen zeigen. Sie kann über längere Zeit Auswirkungen auf das Sozialleben, den Lebenswandel und somit auch auf die psychische und physische Gesundheit haben:
Gerade in Anbetracht dieser negativen Folgen empfiehlt es sich für betroffene Personen, die ihr Problem erkennen, nach passenden Bewältigungsstrategien und Lösungsansätzen für ihre innere Wut zu suchen. Wenn eine oder mehrere dieser Folgen bereits eingetreten sind, wünschen sie sich vor allem eines: Ihre innere Wut loszuwerden.
Es gibt verschiedene Wege, um innere Wut loszuwerden. Wenn Sie auf die Überschriften der einzelnen Strategien klicken, gelangen Sie zu unseren Fachartikeln, die sich speziell mit dem jeweiligen Lösungsansatz befassen.
In manchen Fällen kann es helfen, aufgestaute Wut herauszulassen. Das bedeutet nicht, dass man seine Wut an anderen Menschen auslässt, sondern Wege findet, sich kurzfristig vom inneren Druck der Wut zu befreien. Dies sollte möglichst in Momenten geschehen, in denen man sich selbst und andere nicht gefährdet oder erschreckt.
Zu dieser Strategie gehören beispielsweise Methoden, wie in ein Kissen zu schlagen, laut zu schreien, oder sich anders körperlich abzureagieren (Geen & Quanty, 1977; Janov, 1970). Für einen Moment gelingt es, sich zu erleichtern. Diese Strategie ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, da sie nicht immer funktioniert und die Wut sogar verschärfen kann (Bushman, 2002; Cleveland Clinic, 2020; Geen & Quanty, 1977). Außerdem liegt nicht immer ein Kissen in Reichweite und es ist nicht immer möglich, in hitzigen Situationen einfach loszuschreien.
Anstatt die Wut mit Gewalt herauszulassen, kann es auch hilfreich sein, sie zu kanalisieren und gezielt abzubauen. Mit positiven Gewohnheiten, die den Stresspegel dauerhaft senken (siehe hier auch unsere Tipps zum Abbau von Stress) und das allgemeine Wohlbefinden verbessern, kann es gelingen, die Wut abzubauen.
Vor allem Personen die mit innerer Wut kämpfen, drehen sich häufig gedanklich im Kreis. Nach einer gewissen Zeit werden sie nur durch ihre eigenen Gedanken wütend. Genau dann kann ein kleiner Tapetenwechsel helfen. Gerade Regelmäßiger Sport oder neue Hobbys bieten sich in solchen Fällen an, um die alten Gedankenschleifen zu durchbrechen (Coster, 2019; Hassmén et al., 2000).
Viele Menschen mit Wutproblemen wünschen sich, häufiger die Kontrolle zu bewahren. Oftmals beginnt der Kontrollverlust im Kopf. Betroffene fühlen sich, als würden sie in bestimmten Situationen das Ruder an ihre Wut abgeben. Hierzu ist es zuerst wichtig, zu erkennen, in welchen genauen Momenten dies geschieht. Sich seiner wunden Punkte bewusst zu werden, ist einer von mehreren möglichen Schritten.
Welche Strategie im Einzelfall funktioniert, lässt sich nicht pauschal beantworten. Für die einen können Entspannungstechniken, wie Atemübungen oder mentales Training dazu beitragen, Wut zu reduzieren und zu kontrollieren (Coster, 2019; İçel & Başoğul, 2021). Anderen hilft es, sich in die Natur zu begeben, oder ihre Mitmenschen um soziale Unterstützung zu bitten (Ozbay et al., 2007; Price et al., 2018; Song et al., 2016; Ulrich, 1981).
In vielen Fällen hat innere Wut tiefliegende Ursachen oder sie tritt in Begleitung von anderen Problemen auf, die schwer alleine zu lösen sind. Wenn man von innerer Wut betroffen ist, und vor allem, wenn man unter hohem Zeit- oder Leidensdruck steht, kann es daher sinnvoll sein, sich professionelle Hilfe zu suchen.
Viele Betroffene stoßen jedoch bei der Suche nach einer passenden Lösung auf mehrere Herausforderungen. Wartezeiten und ein voller eigener Terminkalender können die Suche erschweren und erhöhen die Nachfrage, nach flexibleren Lösungen, als Wut-Therapien oder Antiaggressionstrainings vor Ort.
Erfahren Sie mehr über das Thema Wut, in unserem Podcast!
Viele Menschen haben innere Wut schon einmal gespürt. Häufig tritt sie ohne vermeintlichen Grund auf.
Die tatsächliche Ursache für innere Wut liegt häufig tiefer, als man denkt. Stress, Frustration oder ein ungesunder Lebenswandel sind zusätzliche Faktoren, die die innere Wut verstärken können.
Sowohl körperlich als auch psychisch kann innere Wut Schaden anrichten. Aus diesem Grund ist es wichtig, sie auf eine gesunde Art und Weise loszuwerden.
Mögliche Strategien, um innere Wut loszuwerden, finden Sie in unseren Fachartikeln:
Wenn Sie herausfinden möchten, wie Sie ihre innere Wut auflösen können, hören Sie in unsere Podcastfolge: Wut auflösen - in 5 min?
Åkerstedt, T. (2006). Psychosocial stress and impaired sleep. Scandinavian Journal of Work, Environment & Health, 32(6), 493–501. https://doi.org/10.5271/sjweh.1054
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Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.
Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.
Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.