Erfahren Sie hier, wie Sie Ihre Impulskontrollstörung behandeln können. Therapie, Medikamente und weitere Alternativen werden vorgestellt.
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie es sich anfühlen könnte, unter einer Impulskontrollstörung zu leiden? Falls ja, stellen Sie sich vor, Sie säßen in einem Autoscooter. Sie steuern Ihr Fahrzeug ganz normal, jedoch merken Sie schnell, dass etwas nicht stimmt. Zwischendurch verlieren Sie die Kontrolle und Ihr Autoscooter beginnt zu bremsen, Gas zu geben und zu lenken, wie er will. Sie rammen andere Fahrgäste und verursachen ein kleines Chaos. Dann gewinnen Sie wieder die Kontrolle und fahren ganz normal weiter. Doch wissen Sie, dass Sie nicht zu jedem Zeitpunkt die volle Kontrolle über Ihr Fahrzeug haben. Es fühlt sich an, als ob Sie keine andere Wahl haben, als immer wieder zwischendurch Chaos zu stiften. – So ähnlich können sich auch Betroffene einer Impulskontrollstörung fühlen. Sie verlieren häufig die Kontrolle über Ihr Handeln (Schreiber et al., 2011) welches fast zwanghaft und automatisch geschieht. Oft sind ihre Verhaltensweisen auch durch negative Gefühle wie Wut und Aggression gesteuert (Stein et al., 1993). Die langfristigen Folgen: Auf der Arbeit, in der Schule oder im Privatleben kommt es zu Konflikten. Außerdem können die Beziehungen und das Sozialleben stark unter den Symptomen leiden (siehe hierzu auch unseren Artikel Jähzorn in der Beziehung). Sie werden schnell bemerken, dass impulsives Verhalten einen Rattenschwanz an Problemen nach sich zieht. Genau aus diesem Grund ist es wichtig, diese Art von Störung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. In diesem Artikel werden Sie mehr über die verschiedenen Behandlungsmethoden bei einer Impulskontrollstörung erfahren.
Nach dieser Einleitung werden Sie es vielleicht kaum glauben, aber manchmal kann es sogar hilfreich sein, schnell und aus Impulsen heraus zu agieren. Manche Situationen erfordern Entscheidungen im Bruchteil einer Sekunde. In Notfällen oder Gefahrensituation kann eine impulsive Reaktion gepaart mit einer guten Intuition sogar Leben retten. Wie Sie sich aber wahrscheinlich schon denken können, ist es ganz und gar nicht hilfreich, wenn die Impulse regelrecht das gesamte Verhalten und auch den Alltag bestimmen. Sie können schnell in negative Verhaltensweisen ausarten und verschiedenste Lebensbereiche beeinträchtigen. In einigen Fällen kann das impulsive Verhalten sogar zu rechtlichen Schwierigkeiten führen (Dang et al., 2011).
Wichtig!
Betroffene sollten wissen, dass sie nicht alleine sind. Es gibt viele Menschen, die mit ähnlichen Problemen kämpfen. Zum Glück gibt es Anlaufstellen und Möglichkeiten, sich zu helfen! Es ist wichtig, dass auch Menschen, die nicht unter dieser Störung leiden, darüber informiert werden, dass viele Menschen davon betroffen sind. Wenn mehr Leute über die Störung Bescheid wissen, fällt es Betroffenen leichter, Hilfe zu suchen und Unterstützung zu finden.
Mehr zum Thema erfahren Sie im Wut-Coaches-Podcast!
Vielleicht ahnen Sie es schon: Die Behandlung einer Impulskontrollstörung kann genauso unterschiedlich aussehen, wie die Symptome. Die Methoden reichen hierbei von Therapie bis hin zu Selbsthilfetechniken:
Verschiedene Arten von Therapien, wie beispielsweise die Wut-Therapie oder Aggressionstherapie, sind ein üblicher Ansatz zur Behandlung von Impulskontrollstörungen. Bestimmt fragen Sie sich, welche spezifischen Therapien in diesen Fällen angewandt werden. Drei Beispiele finden Sie hier:
Wichtig!
Therapien werden in der Regel von einem Arzt angeordnet. Sie kommen in Betracht, sobald die Störung die Gesundheit von Betroffenen einschränkt. Eine Störung wird ärztlich oder psychotherapeutisch diagnostiziert, anschließend beginnt dann die Therapie. Dies ist wichtig, da Krankenkassen ansonsten keine Kosten für diese übernehmen können.
Erfahren Sie hierzu mehr im Wut-Coaches-Podcast!
Wie Sie sich bestimmt schon denken können, ist die medikamentöse Behandlung häufig ein großer Schritt für Betroffene. In besonders akuten Fällen kann eine Behandlung durch Medikamente jedoch sehr hilfreich sein (Grant & Potenza, 2004). Auch diese Form der Behandlung erfolgt immer unter der Aufsicht eines Facharztes. So wird die Medikation fachgerecht überwacht und die Dosis kann gegebenenfalls angepasst werden.
Es mag überraschend für Sie klingen, aber neben Therapien und Medikamenten kann auch das Führen eines Tagebuchs zur Besserung der Selbstreflexion (Glass et al., 2019) in einer Impulskontrollstörung beitragen. Natürlich ist dabei kein Tagebuch im herkömmlichen Sinne gemeint, sondern eher ein Tagebuch über die eigene Impulsivität. Nach stressigen Situationen, in denen Betroffene impulsiv gehandelt haben, können sie Ihre Gedanken und Gefühle aufschreiben. Dies kann dabei helfen, Muster im eigenen Verhalten zu erkennen und über die Folgen der eigenen Handlungen nachzudenken. Zudem kann es eine unterstützende Rolle bei der Selbstreflexion spielen.
Wie bereits im letzten Abschnitt angedeutet, ist die Selbstreflexion ein wichtiger Baustein für den Umgang mit einer Impulskontrollstörung. Betroffene müssen lernen, über ihre eigenen Gefühle und Handlungen nachzudenken. Dies ist aus zwei Gründen besonders wichtig: Zum einen, weil es dabei helfen kann, die Probleme im eigenen Verhalten zu erkennen. Zum anderen, weil einige Personen mit der Zeit bemerken, dass sie immer wieder in dieselben Situationen geraten und Ihnen ein Muster klar wird.
Erfahren Sie mehr über das Thema Selbstreflexion im Wut-Coaches-Podcast!
Zusammenfassend lässt sich sagen: Mit den richtigen Methoden und passender Unterstützung kann eine Impulskontrollstörung eingedämmt werden. Therapie, Medikamente und Selbsthilfetechniken sind wichtige Bausteine in diesem Prozess. Mit Engagement können Betroffene ihr Verhalten langfristig ändern. So kann es ihnen auf Dauer gelingen, ein ausgeglichenes und entspanntes Leben führen.
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Brady, K. T., Myrick, H., & McElroy, S. (1998). The relationship between substance use disorders, impulse control disorders, and pathological aggression. American Journal on Addictions, 7(3), 221-230. DOI: 10.3109/10550499808998354.
Dang, D., Cunnington, D., & Swieca, J. (2011). The emergence of devastating impulse control disorders during dopamine agonist therapy of the restless legs syndrome. Clinical neuropharmacology, 34(2), 66-70. DOI: 10.1097/WNF.0b013e31820d6699.
Gieser P, Pohlmann W (2010) Die Entwicklung der Neurosenformel in den vier Psychologien der Psychoanalyse. Psyche - Z Psychoanal 64(7), 643–667.
Glass, O., Dreusicke, M., Evans, J., Bechard, E., & Wolever, R. Q. (2019). Expressive writing to improve resilience to trauma: A clinical feasibility trial. Complementary therapies in clinical practice, 34, 240-246. https://doi.org/10.1016/j.ctcp.2018.12.005.
Grant, J. E., Donahue, C. B., & Odlaug, B. L. (2011a). Treating impulse control disorders: A cognitive-behavioral therapy program, therapist guide. Oxford University Press.
Grant, J. E., Donahue, C. B., & Odlaug, B. L. (2011b). Overcoming Impulse Control Problems: A Cognitive-Behavioral Therapy Program, Workbook. Treatments That Work.
Grant, J. E., & Potenza, M. N. (2004). Impulse control disorders: clinical characteristics and pharmacological management. Annals of Clinical Psychiatry, 16(1), 27-34. DOI: 10.3109/10401230490281366.
McElroy, S. L., Hudson, J. I., Hg Jr, P., Keck Jr, P. E., & Aizley, H. G. (1992). The DSM-III-R impulse control disorders not elsewhere classified: clinical characteristics and relationship to other psychiatric disorders. The American journal of psychiatry, 149(3), 318-327.
Schreiber, L., Odlaug, B. L., & Grant, J. E. (2011). Impulse control disorders: updated review of clinical characteristics and pharmacological management. Frontiers in psychiatry, 2, 1-11. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2011.00001.
Stein, D. J., Hollander, E., & Liebowitz, M. R. (1993). Neurobiology of impulsivity and the impulse control disorders. The Journal of neuropsychiatry and clinical neurosciences, 5(1), 9–17. https://doi.org/10.1176/jnp.5.1.9.
Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.
Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.
Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.