Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof

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Was ist eine emotionale Dysregulation?

Emotionale Achterbahnfahrten sind etwas, was wir alle kennen – die Höhen und Tiefen des Lebens, die uns auf und ab treiben. Was aber, wenn diese Gefühle außer Kontrolle geraten und wir uns auf einer emotionalen Achterbahn befinden, die uns scheinbar gefangen hält? In unserer hektischen Welt, die von Stress und ständiger Ablenkung geprägt ist, kann die Fähigkeit, unsere Emotionen zu regulieren, zu einer echten Herausforderung werden. Die Auswirkungen der emotionalen Dysregulation sind weitreichend und können unser tägliches Leben, unsere Beziehungen und unsere psychische Gesundheit stark beeinträchtigen. In diesem Artikel möchten wir mit Ihnen in die Welt der emotionalen Dysregulation eintauchen.

Definition und Bedeutung

Definition und Bedeutung des Wortes Emotionale Dysregulation die man so in einem Buch nicht findet

Die Entwicklung einer normalen Emotionsregulation führt zu einer erfolgreichen Anpassung an die Anforderungen der Umwelt (D’Agostino et al., 2017). Emotionsregulation bedeutet, dass auf Erfahrungen und Anforderungen aus der Umwelt mit einem sozial verträglichen, flexiblen und aufschiebbaren Spektrum von Emotionen reagiert werden kann (Cole et al., 1994). Gelingt dies nicht, kann von emotionaler Dysregulation gesprochen werden. Genauer wird die emotionale Dysregulation als ein Muster emotionalen Erlebens oder Ausdrucks definiert, das eine zielgerichtete Aktivität beeinträchtigt (Thomson, 2019).

Symptome

Niedergeschlagenheit ist eines der Symptome der emotionalen Dysregulation

Es gibt eine Vielzahl von Symptomen, die mit emotionalen Zuständen in Verbindung gebracht werden. Nach Cole et al. (1994) gehören dazu:

  • unangemessener Affekt
  • chronische Sorgen oder Anspannung
  • abgeschwächte Emotionen oder Vermeidung
  • Verengung des Affekts
  • unvorhersehbare Schwankungen zwischen Emotionslosigkeit und Wutanfällen
  • Euphorie
  • Niedergeschlagenheit
  • Dominanz einer Emotion und relative Abwesenheit einer anderen
  • anhaltende negative Emotionen

Gratz und Roemer (2004) haben dazu sechs Faktoren identifiziert, die emotionale Dysregulation beschreiben:

  • Faktor 1 - Mangelnde Akzeptanz emotionaler Reaktionen: Auf eigene negative Emotionen reagiert eine Person nicht akzeptierend. 
  • Faktor 2 - Schwierigkeiten zielgerichtet zu handeln: Wenn negative Emotionen vorhanden sind, bestehen Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder Aufgaben zu erledigen.
  • Faktor 3 - Schwierigkeiten bei der Impulskontrolle: Schwierigkeiten, das eigene Verhalten zu kontrollieren, wenn negative Emotionen erlebt werden.  
  • Faktor 4 - Mangelndes emotionales Bewusstsein: Tendenz, Emotionen nicht wahrzunehmen oder zu erkennen. 
  • Faktor 5 - Eingeschränkter Zugang zur Emotionsregulation: Überzeugung, dass wenig getan werden kann, um Emotionen effektiv zu regulieren, wenn eine Person wütend ist.
  • Faktor 6 - Mangel an emotionaler Klarheit: das fehlende Wissen um die Emotionen, die eine Person erlebt und die Fähigkeit, sich dieser Emotionen bewusst zu sein. 

Ursachen

Ursachen der emotionalen Dysregulation können in der Kindheit liegen

Emotionale Dysregulation hat nicht nur eine Ursache. So kann eine Vielzahl von Ursachen zu emotionaler Dysregulation führen. Darüber hinaus kann sich emotionale Dysregulation sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenenalter entwickeln (Cole et al., 1994). 

Im Folgenden werden einige Punkte aufgeführt, die zur Entwicklung emotionaler Dysregulation beitragen können (Cole et al., 1994):

  • Internaler Stress: Wenn Emotionen dysreguliert sind, kann hoher internaler Stress eine Ursache sein. Ein Beispiel hierfür ist der unsicher-vermeidende Bindungsstil, der mit einem erhöhten Spiegel des Stresshormons einhergeht. 
  • Kognitive Entwicklung: Diese beeinflusst, inwieweit emotionale Ereignisse wahrgenommen und verstanden werden. Dazu gehört auch die Entwicklung von Fähigkeiten wie der Selbstwahrnehmung. 
  • Soziale Entwicklung: Durch Prozesse wie Modelllernen, Geschlechtsrollenmodelle und kulturelle Darstellungsregeln lernen Kinder, welche Emotionen in welchem Kontext angemessen sind. Kinder lernen auch, dass der Ausdruck bestimmter Emotionen eine kommunikative Funktion haben kann. Stellen Sie sich ein Kind vor, das immer weint, wenn es keine Süßigkeiten bekommt. Wenn die Eltern dann Süßigkeiten geben, lernt das Kind, dass es durch Weinen bekommen kann, was es will.

Emotionale Dysregulation Test

Mit einem Emotionale Dysregulation Test bekommt man Klarheit ob man darunter leidet oder nicht

Zur Diagnostik von emotionaler Dysregulation können verschiedene Fragebögen eingesetzt werden. Wir möchten Ihnen die Emotional Processing Scale und die Emotion Regulation Scale vorstellen.

Emotional Processing Scale 

Die Emotional Processing Scale identifiziert und quantifiziert gesunde und ungesunde emotionale Verarbeitungsstile. Der Fragebogen besteht aus 25 Items und ist sehr zuverlässig (Gurr et al., 2018). 

Difficulties in Emotion Regulation Scale (DERS)

Hierbei handelt es sich um eine Skala, die Schwierigkeiten in der Emotionsregulation mit multidimensionalen Faktoren operationalisiert. Die Skala besteht aus 41 Items. Die interne Konsistenz der Skala ist hoch, was darauf hindeutet, dass eine hohe Messgenauigkeit gegeben ist (Gratz & Roemer, 2004). 

Was tun bei einer emotionalen Dysregulation?

Bereits bekannte Strategien anwenden

Kognitive Distanzierung kann helfen bei einer emotionalen Dysregulation

In einer Studie wurde festgestellt, dass die meisten Menschen recht effektive Strategien verwenden, um ihre Emotionen zu regulieren (Neacsiu et al., 2017). Diese Strategien waren folgende:

  • Positiver Fokus: An angenehme Dinge denken.
  • Ablenkung: Aus dem Fenster schauen.
  • Fokus auf die emotionale Erfahrung: Emotion fühlen und darüber weinen.
  • Kognitive Distanzierung: Etwas in den Kontext setzen. 
  • Nach Lösungen suchen: situativ 
  • Entspannung: Tee trinken
  • Achtsamkeit: Meditieren

Eine unangepasste negative Strategie der Emotionsregulation ist hingegen, die Emotionen auszublenden oder ständig über etwas zu grübeln (Neacsiu et al., 2017). 

Achtsamkeit zur richtigen Zeit

Auch Achtsamkeit, wie Meditationsübungen, können helfen

Es wurde herausgefunden, dass Achtsamkeitsübungen grundsätzlich bei der Emotionsregulation helfen können (Teper et al., 2013). Allerdings konnte in einer Studie ebenso festgestellt werden, dass Achtsamkeitsübungen in direkter Abfolge mit negativen Emotionen zu emotionaler Dysregulation führen können (Watford & Stafford, 2015). 

Ärztliche Abklärung

Tritt eine emotionale Dysregulation im Rahmen einer psychischen Störung auf, ist eine ärztliche Abklärung notwendig. Je nach Erkrankung gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten wie Psychotherapie und/oder Pharmakotherapie (Waxmonsky et al., 2021). 

Coaching

Professionelles Coaching kann ebenfalls bei emotionaler Dysregulation weiterhelfen

Wenn Sie keine psychische Störung haben, aber an Ihrem Umgang mit Gefühlen arbeiten möchten, kann ein professionelles Coaching sinnvoll sein. Es gibt Coachings, die sich auf bestimmte Emotionen wie Wut (hier findet man mehr Informationen zur sogenannten Wut-Therapie) oder Aggression (hier mehr zur Aggressionstherapie erfahren) spezialisiert haben.

Fazit: Das versteht man unter emotionaler Dysregulation

Bei emotionaler Dysregulation geht es um die Herausforderung, unsere Gefühle in einem gesunden Gleichgewicht zu halten. Sie äußert sich häufig in unangemessenem emotionalem Verhalten, anhaltenden Sorgen und Schwierigkeiten, unsere Impulse zu kontrollieren. Die Wurzeln dieses Problems können in Stress, unserer psychischen Entwicklung und den sozialen Einflüssen unseres Lebens liegen. Die diagnostische Abklärung kann mit Hilfe spezieller Fragebögen wie der Emotional Processing Scale oder der Difficulties in Emotion Regulation Scale erfolgen. Zur Bewältigung dieser Schwierigkeiten gibt es erprobte Strategien, die von Achtsamkeitsübungen, Stressabbau bis hin zu professioneller Hilfe reichen - je nach individuellem Bedarf.

Über die Autoren
Katrin Hoster

Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.

Ferdinand Kirchhof

Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.

Kerstin Bickert

Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.

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