Es gibt einige Aggressionstheorien, doch welche sagt was aus? Hier findet man die Zusammenfassung der wichtigsten Theorien und Erklärungen dazu.
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Aggressionstheorien bieten vielfältige Erklärungen für aggressives Verhalten. Die Instinkttheorie sieht Aggression als biologisch verankert, während die Frustrations-Aggressions-Hypothese Aggression als Reaktion auf Frustration deutet. Die soziale Lerntheorie hingegen betont, dass Aggression durch Beobachtung und Nachahmung erlernt wird. Moderne Ansätze verknüpfen biologische, psychologische und soziale Perspektiven, um ein umfassendes Verständnis von Aggression zu ermöglichen. Diese Theorien sind nicht nur theoretisch bedeutsam, sondern auch praktisch relevant für Psychologie, Erziehung und Kriminalprävention.
Aggression ist ein alltägliches Phänomen, das uns auf vielfältige Weise begegnet, sei es im Straßenverkehr (Lajunen et al., 1999), am Arbeitsplatz (Zhoung et al., 2023) oder in zwischenmenschlichen Beziehungen (Donoghue & Pascoe, 2023). Warum verhalten sich Menschen manchmal aggressiv? Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Die Aggressionstheorie ist ein spannendes Gebiet der Psychologie, das uns hilft, Antworten auf diese Fragen zu finden.
Einfach ausgedrückt, beschäftigt sich die Aggressionstheorie damit, warum Menschen aggressiv werden und wie man dieses Verhalten besser verstehen kann (Fischer et al., 2018). Es gibt verschiedene Ansätze. Einige Forscher argumentieren, dass Aggression in unseren Genen verankert sein könnte (Pavlov et al., 2012), während andere betonen, dass unsere Umwelt (Seroczynski et al., 1999) und Erziehung (Labella & Masten, 2018) eine entscheidende Rolle spielen. Neben diesen Theorien wird auch die Frustrations-Aggressions-Theorie zur Erklärung von Aggression herangezogen (Dollard et al., 1939).
Diese Theorien sind auch für unseren Alltag interessant. Sie können uns helfen, Aggressionen besser zu erkennen, zu vermeiden und angemessen darauf zu reagieren. Oft kann eine Aggressionstherapie oder spezielle Anti-Aggressionstrainings helfen, wenn jemand mit seiner eigenen Aggression überfordert ist. Das Verständnis von Aggressionstheorien kann darüber hinaus einen bewussteren Umgang mit Aggressionsverschiebung ermöglichen. In diesem Artikel werden wir uns näher mit den verschiedenen Aggressionstheorien beschäftigen, um ein besseres Verständnis dieses komplexen Verhaltens zu erlangen und praktische Einblicke zu geben, wie wir besser damit umgehen können. Tauchen wir also ein in die faszinierende Welt der Aggressionstheorien.
Aggression hat es in der Menschheitsgeschichte immer gegeben. Ein Blick in die täglichen Nachrichten genügt, um von Kriegen, Mord und Totschlag zu lesen. Die Frage ist nur: Müssen wir mit aggressivem Verhalten einfach leben? Oder hängt aggressives Verhalten von Faktoren ab, die durch geeignete Interventionen reduziert werden können?
Aus dieser Fragestellung haben sich verschiedene Erklärungsansätze für die Entstehung von Aggression entwickelt (Fischer et al., 2018). Dazu gehören unter anderem der triebtheoretische Ansatz, der biologische Ansatz, die Frustrations-Aggressions-Theorie und der sozial-kognitive Ansatz.
Die Triebtheorie erklärt Aggression als angeborene Eigenschaft, die im Laufe der Evolution Vorteile gebracht hat (Freud, 1930). Demnach gehören Gewalt und Aggression zur Natur des Menschen und beruhen auf angeborenen Instinkten (Fischer et al. 2018).
Freud ging in seinen Schaffensphasen davon aus, dass die Wirkungsmechanismen von Aggression ähnlich wie das Prinzip eines Dampfkessels funktionieren. Kleine Frustrationen aus dem Alltag sammeln sich in einem “psychischen Gefäß” an. Ist das Gefäß voll, müssen die angestauten Aggressionen abgelassen werden. Dies geschieht durch aggressives Verhalten. Diese Aggressionen können aber auch auf andere Weise kanalisiert werden, z.B. durch das Treten von Gegenständen. Solche aggressiven Ersatzhandlungen sind auch die Erklärungsgrundlage der Katharsishypothese. Nach dieser Hypothese führt das Ausleben von Aggressionen zu deren Reduktion (Fischer et al. 2018).
Die Karthasishypothese konnte jedoch in Bezug auf Aggression in der Forschung widerlegt werden. Studien haben gezeigt, dass aggressive Ersatzhandlungen wie Schlagen auf ein Kissen sogar zu noch mehr Aggression führen können (Bushman et al., 1999; Bushman et al., 2001; Bushman, 2002). Siehe hier mehr zum Thema, wie man Aggressionen abbauen kann.
Eine weitere Betrachtung von Aggression erfolgt über den biologischen Ansatz. Hier wird davon ausgegangen, dass Menschen ähnlich wie Tiere über einen angeborenen Kampfinstinkt verfügen. Dieser Kampfinstinkt stellt einen evolutionären Überlebensvorteil dar (Fischer et al., 2018).
Darüber hinaus betrachtet der biologische Ansatz auch neurochemische und hirnphysiologische Prozesse bei aggressivem Verhalten (Fischer et al., 2018). So konnten Zusammenhänge zwischen der Aktivität der Amygdala und Aggression gefunden werden (Davidson et al., 2000; Fischer et al., 2018). Die Amygdala ist unter anderem für die emotionale Kontrolle zuständig (Haller, 2018). Zudem scheint der Neurotransmitter Serotonin eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Aggression zu spielen (Fischer et al., 2018; Miczek et al., 2002).
Diese Theorie geht davon aus, dass sich das Erleben von Frustration in Verhalten äußert, wobei eine mögliche Form dieses Verhaltens Aggression sein kann (Fischer et al., 2013). Diese Theorie wurde von verschiedenen Autoren weiterentwickelt. Zunächst gab es die radikale Theorie, dass Frustration immer zu Aggression führt (Dollart et al., 1939). Später wurde angenommen, dass Frustration auch andere Reaktionen hervorrufen kann (Miller, 1941) und zu negativem Affekt führt (Berkowitz, 1988). Hierauf kann dann Aggression eine Reaktion sein.
Der sozial-kognitive Ansatz bezieht die soziale Situation in die Erklärung von Aggression mit ein. Zudem geht dieser Ansatz davon aus, dass Aggression erlernt werden kann (Fischer et al., 2018). Dazu folgendes Beispiel: Man stelle sich einen Schüler vor, der in der Schule immer wieder aggressives Verhalten zeigt und dafür von seiner Clique akzeptiert wird. Oder indirekt: Ein Kind beobachtet, wie dieser Mitschüler für sein aggressives Verhalten Anerkennung erhält und versucht, dieses Verhalten nachzuahmen (Fischer et al., 2018). Dies wird auch als Beobachtungslernen bezeichnet, was Bandura et al. (1963) in Studien nachweisen konnten. Dieses Lernen kann das Auftreten von aggressivem Verhalten erhöhen. Siehe hierzu auch unseren Artikel zum Thema Choleriker und die Ursachen in der Kindheit.
Es gibt verschiedene Theorien, die zur Erklärung aggressiven Verhaltens herangezogen werden. Erklärungsansätze auf die Frage “Warum reagieren Menschen aggressiv?” und “Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?” können mithilfe der Triebtheorie, biologischen Ansätzen, der Frustrations-Aggressions-Theorie und der sozial-kognitiven Theorie beantwortet werden.
Bandura, A., Ross, D., & Ross, S. A. (1963). Imitation of film-mediated aggressive models. The Journal of Abnormal and Social Psychology, 66(1), 3–11. https://doi.org/10.1037/h0048687.
Berkowitz, L. (1988). Frustrations, appraisals, and aversively stimulated aggression. Aggressive Behavior, 14(1), 3–11. https://doi.org/10.1002/1098-2337(1988)14:1.
Bushman, B. J. (2002). Does Venting Anger Feed or Extinguish the Flame? Catharsis, Rumination, Distraction, Anger, and Aggressive Responding. Personality and Social Psychology Bulletin, 28(6), 724–731. https://doi.org/10.1177/0146167202289002.
Bushman, B. J., Baumeister, R. F., & Phillips, C. M. (2001). Do people aggress to improve their mood? Catharsis beliefs, affect regulation opportunity, and aggressive responding. Journal of Personality and Social Psychology, 81(1), 17–32. https://doi.org/10.1037/0022-3514.81.1.17.
Bushman, B. J., Baumeister, R. F., & Stack, A. D. (1999). Catharsis, aggression, and persuasive influence: Self-fulfilling or self-defeating prophecies? Journal of Personality and Social Psychology, 76(3), 367–376. https://doi.org/10.1037/0022-3514.76.3.367.
Davidson, R. J., Jackson, D. C., & Kalin, N. H. (2000). Emotion, plasticity, context, and regulation: Perspectives from affective neuroscience. Psychological Bulletin, 126(6), 890–909. https://doi.org/10.1037/0033-2909.126.6.890.
Dollard, J., Miller, N. E., Doob, L. W., Mowrer, O. H., & Sears, R. R. (1939). Frustration and aggression. Yale University Press. https://doi.org/10.1037/10022-000.
Donoghue, C., & Pascoe, C. J. (2023). A sociology of bullying: Placing youth aggression in social context. Sociology compass, e13071. https://doi.org/10.1111/soc4.13071.
Fischer, P., Jander, K., &, Krueger, J. (2018). Aggression. In: Sozialpsychologie für Bachelor. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56739-5_5.
Freud, S. (1930). Das Unbehagen in der Kultur. Wien: Internationaler Psychoanalytischer Verlag.
Haller, J. (2018). The role of central and medial amygdala in normal and abnormal aggression: A review of classical approaches. Neuroscience & Biobehavioral Reviews, 85, 34-43. https://doi.org/10.1016/j.neubiorev.2017.09.017.
Labella, M. H., & Masten, A. S. (2018). Family influences on the development of aggression and violence. Current opinion in psychology, 19, 11-16. https://doi.org/10.1016/j.copsyc.2017.03.028.
Lajunen, T., Parker, D., & Summala, H. (1999). Does traffic congestion increase driver aggression?. Transportation research part F: traffic psychology and behaviour, 2(4), 225-236. https://doi.org/10.1016/S1369-8478(00)00003-6.
Miller, N. E. (1941). I. The frustration-aggression hypothesis. Psychological Review, 48(4), 337–342. https://doi.org/10.1037/h0055861.
Pavlov, K. A., Chistiakov, D. A., & Chekhonin, V. P. (2012). Genetic determinants of aggression and impulsivity in humans. Journal of applied genetics, 53, 61-82. https://doi.org/10.1007/s13353-011-0069-6.
Seroczynski, A. D., Bergeman, C. S., & Coccaro, E. F. (1999). Etiology of the impulsivity/aggression relationship: genes or environment?. Psychiatry research, 86(1), 41-57. https://doi.org/10.1016/S0165-1781(99)00013-X.
Zhong, R., Lian, H., Hershcovis, M. S., & Robinson, S. L. (2023). Mitigating or magnifying the harmful influence of workplace aggression: An integrative review. Academy of Management Annals, 17(2), 516-545. https://doi.org/10.5465/annals.2021.0144.
Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.
Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.
Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.