Auch im Erwachsenenalter kann man noch wütend auf die eigenen Eltern sein. Was hinter dieser Wut auf die eigenen Eltern steckt, erfährt man hier.
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Hand aufs Herz: Wann waren Sie das letzte Mal wütend auf Ihre Eltern? Waren Sie noch ein Kind, oder ist es gar nicht allzu lange her? – Zeit für ein tiefgründiges Gespräch. Wut auf die eigenen Eltern spüren einige Menschen auch noch im Erwachsenenalter (Mahne & Huxhold, 2016). Manchmal entsteht sie aus alten Konflikten, die niemals beigelegt wurden. In anderen Fällen entsteht sie aus unausgesprochenen Bedürfnissen, die nie erfüllt wurden (Zollner, 2018). Nicht immer ist es einfach, diese Gefühle zu verstehen oder zu wissen, was man damit anfangen soll.
Konflikte mit Eltern im Erwachsenenalter können kompliziert und emotional aufgeladen sein. Besonders wenn Themen wie Vernachlässigung oder Missbrauch dabei eine Rolle spielen (Steinmetz, 1977). Vielleicht liegt auch “nur” das Gefühl zugrunde, nicht verstanden oder wertgeschätzt zu werden. In diesem Artikel finden Sie Einsichten und Ratschläge, wie Sie besser damit umgehen können, wenn Sie wütend auf Ihre Eltern sind.
Falls dieses Thema bei Ihnen starke Emotionen auslöst, seien Sie beruhigt! Als Erwachsener Probleme mit den Eltern zu haben ist nicht so ungewöhnlich, wie Sie vielleicht glauben (Steinbach & Klopp, 2010). Die Wurzeln der Wut können dabei sehr tief liegen. Sie liegen oft in der Kindheit oder Jugend (Debaryshe & Fryxell, 1998). Obwohl die Gründe sehr verschieden sind, gibt es einige Auslöser, die häufiger auftreten. Diese können Sie erkennen und angehen:
Vielleicht haben Sie das Gefühl, dass Ihre Eltern nicht das für Sie getan haben, was Sie gebraucht hätten. Oder Sie sind in irgendeiner Weise enttäuscht von ihnen. Diese unerfüllten Erwartungen können zu tief sitzender Wut führen.
Mit zunehmendem Alter entwickeln Sie Ihre eigenen Ansichten und Überzeugungen. Diese weichen vielleicht von denen Ihrer Eltern ab. Dadurch können Meinungsverschiedenheiten und Konflikte entstehen, die manchmal frustrierend sind. Besonders dann, wenn Ihre Eltern Ihre Ansichten nicht akzeptieren oder respektieren.
Ein empfindliches Thema. Negative oder traumatische Erfahrungen aus der Kindheit können auch eine Wurzel für Wut sein (Glück et al., 2016). Missbrauch oder Vernachlässigung können tiefe Wunden hinterlassen. Häufig zeigen sich die Spuren dieser Erlebnisse bis ins Erwachsenenalter. Erfahren Sie nachfolgend, welche Rolle die Kindheit als Ursache für Choleriker spielt.
Das Gefühl, nicht gesehen, gehört oder gewürdigt zu werden, kann eine tiefe Wut verursachen. Wenn Ihre Eltern Ihnen nicht die Anerkennung geben, die Sie verdienen, kann das wirklich wehtun (Elias et al., 2020). Solche Erfahrungen können Sie daran zweifeln lassen, ob Sie gut genug sind. Auch das kann zu Wut führen.
Wichtig!
Natürlich gibt es noch weitere Auslöser für Wut auf die Eltern. Jeder Mensch kann seine ganz eigenen Gründe haben, wütend auf seine Eltern zu sein. Wichtig ist, dass Sie diese Gründe erkennen und sich mit ihnen auseinandersetzen, um besser mit der Wut umgehen zu können.
Mehr zum Thema erfahren Sie im Wut-Coaches-Podcast!
Es ist klar: Die Wut auf Ihre Eltern kann eine schwere Last sein. Jedoch gibt es Wege, diese Wut loszuwerden und besser mit ihr umzugehen:
Es kann helfen, mit Ihren Eltern über Ihre Wut zu sprechen. – Dieser Schritt kann etwas Überwindung kosten. – Jedoch ist es ein wichtiger Schritt, um alte Verletzungen zu heilen. So konnte in einer Studie ein positiver Effekt gefunden werden, wenn Personen an einem Programm teilnahmen bei dem ein kommunikationsbasiertes Wutmanagement vermittelt wurde (Kim & Kim, 2022).
Manchmal sitzt die Wut tiefer, als Sie denken. Vielleicht kann es Ihnen helfen, mit einem Therapeuten zu sprechen (Beck & Fernandez, 1998). Eine Wut-Therapie kann Ihnen dabei helfen, die Wurzeln Ihrer Wut zu erkennen und zu verstehen. Die Kosten werden gegebenenfalls von der Krankenkasse übernommen. Dies ist davon abhängig, ob eine gesundheitliche Notwendigkeit für eine Therapie vorliegt. Dies muss von einem Arzt beurteilt werden.
Es mag im ersten Moment vielleicht komisch klingen. Doch wenn Sie Ihre Wut bewältigen, ist es wichtig, auch an sich selbst zu denken. Sorgen Sie gut für sich, setzen Sie Grenzen und umgeben Sie sich mit Menschen, die Sie unterstützen. So können Sie besser mit Ihrer Wut umgehen und sie Stück für Stück loslassen.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Vergebung (Hargrave, 1994). Es geht nicht darum, das Verhalten Ihrer Eltern gutzuheißen. Es geht darum, dass Sie sich selbst von der Last der Wut befreien können. Dazu ist es wichtig, dass Sie mit der Vergangenheit abschließen. Und es ist wichtig, dass Sie lernen, zu vergeben.
Wenn Sie noch mehr darüber erfahren möchten, wie Sie die Wut auf Ihre Eltern loslassen können, lesen Sie unseren Vertiefungsartikel „Wut auf Eltern loslassen“.
Die Wut auf Eltern im Erwachsenenalter ist ein komplexes Thema. Oft hängt es mit unerfüllten Erwartungen oder negativen Gefühlen aus der Vergangenheit zusammen. Es ist wichtig, diese Gefühle anzuerkennen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Sie zu verdrängen oder zu ignorieren, kann langfristig negative Folgen haben.
Das Ziel ist klar: Sie wollen ihre Wut gesund ausdrücken und verarbeiten. Dafür gibt es einige Wege. Sie können mit Ihren Eltern sprechen. Vielleicht können Sie auch Hilfe von einem Therapeuten in Anspruch nehmen. Denken Sie dabei auch an sich selbst und vergeben Sie ggf. Ihren Eltern, wenn Sie können. Das Verstehen und Verarbeiten Ihrer Wut wird Ihnen helfen, ein harmonischeres Leben zu führen und Ihre Beziehung zu Ihren Eltern zu verbessern.
Beck, R., &, Fernandez, E. (1998). Cognitive-Behavioral Therapy in the Treatment of Anger: A Meta-Analysis. Cognitive Therapy and Research, 22, 63–74. https://doi.org/10.1023/A:1018763902991.
Debaryshe, B. D., & Fryxell, D. (1998). A developmental perspective on anger: Family and peer contexts. Psychology in the Schools, 35(3), 205-216. https://doi.org/10.1002/(SICI)1520-6807(199807)35:3<205::AID-PITS2>3.0.CO;2-M.
Elias, N., Lemish, D., Dalyot, S., & Floegel, D. (2021). “Where are you?” An observational exploration of parental technoference in public places in the US and Israel. Journal of Children and Media, 15(3), 376-388. https://doi.org/10.1080/17482798.2020.1815228.
Glück, T. M., Knefel, M., & Lueger-Schuster, B. (2017). A network analysis of anger, shame, proposed ICD-11 post-traumatic stress disorder, and different types of childhood trauma in foster care settings in a sample of adult survivors. European journal of psychotraumatology, 8(sup3), 1372543. https://doi.org/10.1080/20008198.2017.1372543.
Hargrave, T. D. (1994). Families and forgiveness: A theoretical and therapeutic framework. The family journal, 2(4), 339-348. https://doi.org/10.1177/1066480794024007.
Kim, J., & Kim, S. (2022). Effects of a nonviolent communication-based anger management program on psychiatric inpatients. Archives of psychiatric nursing, 41, 87-95. https://doi.org/10.1016/j.apnu.2022.07.004.
Mahne, K., & Huxhold, O. (2017). Nähe auf Distanz: Bleiben die Beziehungen zwischen älteren Eltern und ihren erwachsenen Kindern trotz wachsender Wohnenfternungen gut? (S. 215-230). Springer Fachmedien Wiesbaden.
Steinbach, A., & Kopp, J. (2010). Determinanten der Beziehungszufriedenheit: die Sicht erwachsener Kinder auf die Beziehungen zu ihren Eltern. In A. Ette, K. Ruckdeschel & R. Naderi (Hrsg.),Potenziale intergenerationaler Beziehungen. Chancen und Herausforderungen für die Gestaltung des demografischen Wandels (S. 95-116). Ergon.
Steinmetz, S. K. (1977). The Use of Force for Resolving Family Conflict: The Training Ground for Abuse. The Family Coordinator, 26(1), 19–26. https://doi.org/10.2307/581856.
Zollner, H. (2018). Entwicklungsprozesse und Konflikte in der Familie aus psychologischer Sicht. In P. Hasenberg, M. Leniger & R. Zwick (Hrsg.), Familienbilder: Reflexion und Konstruktionen zum Thema Familie im aktuellen Spielfilm (S. 19–32). Schüren Verlag.
Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.
Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.
Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.