Wut auf die eigenen Eltern? Hier erfährt man, wie man diese Wut loslassen kann und Frieden mit den Eltern findet.
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Wut auf die eigenen Eltern … ein Gefühl, das Ihnen vielleicht vertrauter ist, als Sie zugeben möchten. Vielleicht erleben Sie Momente, in denen Sie von einem seltsamen Gefühl überwältigt werden. Es ist Wut, aber keine normale Wut. Sie richtet sich auf die Menschen, die eigentlich die Quelle von Liebe und Unterstützung in Ihrem Leben sein sollten – Ihre Eltern. Wenn Sie nun innerlich nicken und denken: „Ja, das Gefühl kenne ich.", haben Sie den ersten wichtigen Schritt bereits getan. Sie haben erkannt und akzeptiert, dass es ein Problem gibt. Und mit diesem Problem sind Sie nicht alleine. Wut auf die Eltern im Erwachsenenalter ist tatsächlich kein seltenes Phänomen (Mahne & Huxhold, 2016). Lesen Sie weiter, um herauszufinden, wie Sie dieses Gefühl loslassen können.
Es liegt auf der Hand: Wut auf die eigenen Eltern ist oft tief verwurzelt. Sie ist ein komplexes Gefühl und kann verschiedene Ursachen haben. Manchmal fühlen sich Menschen von ihren Eltern vernachlässigt (Steinmetz, 1977). Dies passiert oft, wenn Eltern emotional abwesend sind (Carr & Leared, 2008; Peyper et al., 2015). Oder wenn sie zu sehr mit eigenen Problemen beschäftigt sind (Emery et al., 1992). Auch hohe Erwartungen können zu Wut führen (Hewitt et al., 2002), auch auf die eigenen Eltern. Einige Kinder werden früh mit hohen Ansprüchen ihrer Eltern konfrontiert. Das kann zu dem Gefühl führen, nicht gut genug zu sein, oder Versagensängste auslösen. Manche Eltern haben auch Probleme damit, die Unabhängigkeit ihrer Kinder zu akzeptieren. Sie behandeln ihre erwachsenen Kinder immer noch wie Kleinkinder. Das kann sehr frustrierend sein und ebenfalls Wut auslösen.
Wichtig!
Es ist entscheidend, die Wut auf die eigenen Eltern Stück für Stück zu erkennen und zu verstehen. Durch diese Bewusstwerdung können Sie beginnen, die notwendigen Schritte zur Heilung und Versöhnung einzuleiten.
Erfahren Sie mehr zum Thema im Wut-Coaches-Podcast!
Vielleicht haben Sie schon versucht, die Wut auf Ihre Eltern zu unterdrücken oder zu ignorieren. Es ist jedoch sinnvoll, diese Wut aufzuarbeiten. So kann persönliches Wachstum und Entwicklung entstehen. Wenn Sie Ihre Wut unterdrücken, kann sie sich ausweiten und zu einer Belastung für Ihre Beziehungen werden. Damit ist nicht nur die Beziehung zu Ihren Eltern gemeint. Auch die Beziehungen zu anderen wichtigen Personen in Ihrem Leben können unter Ihrer Wut leiden.
Wenn Wut zu Ihrem ständigen Wegbegleiter wird, kann sie Ihr alltägliches Leben beeinträchtigen. Sie kann sich in Form von Angstzuständen, Depressionen (Dutton & Karakanta, 2013) und Schlafstörungen (Ireland & Culpin, 2006) äußern. Darüber hinaus können intensive Wut und Wutanfälle auch zu körperlichen Beschwerden führen. Beispielhaft dafür sind Kopfschmerzen (Slavin-Spenny et al., 2013) oder Magenprobleme (Stănculete et al., 2014).
Eines sollte nun klar sein. Ständige Wut auf die eigenen Eltern kann heftige Folgen haben. Mit Sicherheit fragen Sie sich jetzt: “Wie werde ich diese Wut denn los?”. In diesem Abschnitt finden Sie mehrere Antworten auf diese Frage.
Vielleicht haben Sie es schon vermutet – verschiedene Therapien können hilfreich sein, um Wut auf die Eltern loszulassen. Eine davon ist die kognitive Verhaltenstherapie (Beck & Fernandez, 1998). Diese Therapie hilft Ihnen dabei, schädliche Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen. Das Wichtigste dabei ist, dass sie Ihnen ebenfalls Werkzeuge an die Hand gibt, um diese Muster zu ändern und durch positive Verhaltensmuster zu ersetzen. Zusätzlich gibt es die systemische Therapie, die tiefenpsychologisch fundierte Therapie und die Psychoanalyse. Diese Therapieformen können auch helfen, an ihrer Wut zu arbeiten.
Wichtig zu beachten bei einer Therapie ist folgendes: Krankenkassen tragen die Therapiekosten dann, wenn die Therapie ärztlich verordnet wurde. Die meisten Ärzte ordnen eine Therapie an, wenn bestimmte Gegebenheiten erfüllt sind. Dazu muss eine Einschränkung Ihrer Gesundheit aufgrund Ihrer Wut ersichtlich sein. Erfahren Sie hier auch mehr zur sogenannten Wut-Therapie bei Erwachsene.
Im Wut-Coaches-Podcast erfahren Sie mehr zum Thema!
In diesem Kontext bedeutet Vergebung nicht, das Fehlverhalten Ihrer Eltern zu rechtfertigen oder gutzuheißen. Vielmehr ist es eine persönliche Entscheidung, die Kontrolle über Ihre Emotionen zu gewinnen. Denn Wut kann belastend sein. Sie kann Ihr emotionales Gleichgewicht stören und Ihre Lebensqualität beeinträchtigen. Durch Vergebung (Hargrave, 1994) geben Sie sich selbst die Erlaubnis, diesen Schmerz loszulassen.
Es ist wichtig zu betonen, dass Vergebung ein Prozess ist und kein einmaliges Ereignis. Es braucht Zeit und bewusstes Engagement. Bedenken Sie dabei immer, dass es gut für Sie selbst ist, wenn Sie Ihren Eltern vergeben können. Ihr eigenes Wohlbefinden bietet nämlich die Basis für eine versöhnliche Beziehung zu Ihren Eltern.
Sprechen Sie es offen an! Eine offene Kommunikation mit Ihren Eltern kann zur Linderung der Wut beitragen (Kim & Kim, 2022). In vielen Fällen ist es schwierig, aber das Ausdrücken Ihrer Gefühle und Gedanken sorgt oft für große Erleichterung sein. Und eine offene Kommunikation kann dazu beitragen, Missverständnisse zu klären und einen Dialog zu beginnen. Dieser Austausch hilft vielen Menschen dabei, tief verwurzelte Probleme aufzudecken und anzusprechen. Möglicherweise verstehen Ihre Eltern Ihre Gefühle nicht vollständig. Der Dialog könnte auch Ihre Eltern ermutigen, ihre eigenen Gedanken und Gefühle zu teilen. Dies kann zur Heilung alter Wunden beitragen und die gemeinsame Beziehung stärken.
Wut auf die eigenen Eltern loszulassen, kann ein schwieriger Prozess sein. Es beginnt mit dem Erkennen und Verstehen der Ursachen Ihrer Wut. Dann geht es darum, den Mut aufzubringen, diese Emotionen zuzulassen und Wege zu finden, sie zu bewältigen. Dies kann beispielsweise durch Therapie, Vergebung oder offene Kommunikation gelingen. Durch das Loslassen der Wut ist es möglich, ein erfüllteres und friedlicheres Leben führen. Darüber hinaus können Sie eine gesündere Beziehung zu Ihren Eltern aufbauen.
Beck, R., &, Fernandez, E. (1998). Cognitive-Behavioral Therapy in the Treatment of Anger: A Meta-Analysis. Cognitive Therapy and Research, 22, 63–74. https://doi.org/10.1023/A:1018763902991.
Carr, H., & Leared, J. (1975). The effect on a child of a mother who though physically present was emotionally unavailable. Journal of Child Psychotherapy, 4(1), 61-79. https://doi.org/10.1080/00754177608254954.
Dutton, D. G., & Karakanta, C. (2013). Depression as a risk marker for aggression: A critical review. Aggression and Violent Behavior, 18(2), 310-319. https://doi.org/10.1016/j.avb.2012.12.002.
Emery, R. E., Fincham, F. D., & Cummings, E. M. (1992). Parenting in context: Systemic thinking about parental conflict and its influence on children. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 60(6), 909–912. https://doi.org/10.1037/0022-006X.60.6.909.
Hargrave, T. D. (1994). Families and forgiveness: A theoretical and therapeutic framework. The family journal, 2(4), 339-348. https://doi.org/10.1177/1066480794024007.
Hewitt, P. L., Caelian, C. F., Flett, G. L., Sherry, S. B., Collins, L., & Flynn, C. A. (2002). Perfectionism in children: Associations with depression, anxiety, and anger. Personality and Individual Differences, 32(6), 1049-1061. https://doi.org/10.1016/S0191-8869(01)00109-X.
Ireland, J. L., & Culpin, V. (2006). The relationship between sleeping problems and aggression, anger, and impulsivity in a population of juvenile and young offenders. Journal of Adolescent Health, 38(6), 649-655. https://doi.org/10.1016/j.jadohealth.2005.05.027.
Kim, J., & Kim, S. (2022). Effects of a nonviolent communication-based anger management program on psychiatric inpatients. Archives of psychiatric nursing, 41, 87-95. https://doi.org/10.1016/j.apnu.2022.07.004.
Mahne, K., & Huxhold, O. (2017). Nähe auf Distanz: Bleiben die Beziehungen zwischen älteren Eltern und ihren erwachsenen Kindern trotz wachsender Wohnenfternungen gut? (S. 215-230). Springer Fachmedien Wiesbaden.
Peyper, E., De Klerk, W., & Spies, R. (2015). Experiences of young adult women with emotionally absent fathers. Journal of Psychology in Africa, 25(2), 127-133. https://doi.org/10.1080/14330237.2015.1021513.
Slavin-Spenny, O. M., Lumley, M. A., Thakur, E. R., Nevedal, D. C. & Hijazi, A. (2013). Effects of Anger Awareness and Expression Training versus Relaxation Training on Headaches: A Randomized Trial. Annals of Behavioral Medicine, 46(2), 181–192. https://doi.org/10.1007/s12160-013-9500-z.
Stănculete, M. F., Pojoga, C. & Dumitrascu, D. L. (2014). Experience of anger in patients with irritable bowel syndrome in romania. Medicine and Pharmacy Reports, 87(2), 98–101. https://doi.org/10.15386/cjmed-290.
Steinmetz, S. K. (1977). The Use of Force for Resolving Family Conflict: The Training Ground for Abuse. The Family Coordinator, 26(1), 19–26. https://doi.org/10.2307/581856.
Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.
Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.
Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.