Eine tiefe innere Wut auf den Partner führt schnell zu großen Problemen. Hier erfährt man die Gründe & wie man die Wut wieder loswerden kann.
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Stellen Sie sich die folgende Situation vor: Sie führen eine langjährige Beziehung. Jeden Abend nach der Arbeit freuen Sie sich auf die gemeinsame Zeit mit Ihrem Partner. Doch in letzter Zeit häufen sich die Momente der Enttäuschung. Ihr Partner hat sich angewöhnt, schmutzige Kleidung einfach auf den Boden zu werfen, anstatt sie in den Wäschekorb zu legen. Obwohl es auf den ersten Blick wie eine Kleinigkeit erscheint, wächst in Ihnen eine stille, innere Wut, die Sie nicht auszusprechen wagen.
Die unterdrückte Wut hat sich in Ihnen angestaut und Sie haben sich entschlossen, die Angewohnheit Ihres Partners anzusprechen. Doch das Gespräch hat nur kurzfristig etwas geändert. Sie haben das Gefühl, dass Ihr Partner Ihre Regeln und Bedürfnisse nicht ernst nimmt. Das Problem ist nicht mehr nur die schmutzige Wäsche, sondern auch die Tatsache, dass Sie sich nicht ausreichend respektiert und gehört fühlen. Ihre innere Wut steigt mehr und mehr in Ihnen auf, wenn Sie die verstreuten Kleidungsstücke sehen. Gleichzeitig unterdrücken Sie Ihre Wut und fragen sich, warum Ihr Partner sich nicht ändert, obwohl er doch weiß, wie sehr es Sie stört.
Es gibt viele Situationen, in denen Menschen Wut erleben können. Eine davon ist die Partnerschaft (Kocur & Deffenbacher, 2014). Es gibt mehrere Gründe, warum gerade Partnerschaften so anfällig für Wut sind (Scherer & Wallbott, 1994):
Die Bindungstheorie geht davon aus, dass Wut in Beziehungen andere Ursachen hat als Wut im Allgemeinen. Nach einem theoretischen Modell tritt Wut in der Partnerschaft häufig als Reaktion auf den drohenden Verlust der romantischen Bindung auf. Wut wird oft dazu verwendet, den Partner daran zu hindern, die Beziehung zu beenden (Kocur & Deffenbacher, 2014).
Ein weiterer wichtiger Punkt könnte in der gesellschaftlichen Entwicklung der letzten 40 Jahre liegen. Die Geschlechterrollen von Männern und Frauen in Beziehungen haben sich verändert. Das zunehmende Streben nach Gleichberechtigung in Beziehungen erfordert mehr emotionale Intimität. Dies wiederum führt zu mehr Ehrlichkeit und Offenheit in den Beziehungen. Und diese größere Ehrlichkeit führt dazu, dass Meinungsverschiedenheiten, aber auch gemeinsame Zustimmung häufiger zum Ausdruck gebracht werden (Chafetz & Dworkin, 1989; Kocur & Deffenbacher, 2014).
Als weitere Ursache für Ärger in der Partnerschaft wird die kognitive Bewertung bestimmter Situationen gesehen. So wird angenommen, dass Menschen wütend werden, wenn sie durch die unangemessene Handlung des Partners daran gehindert werden, ein für sie wichtiges Ziel zu erreichen (Berkowitz & Harmon-Jones, 2004). Erinnern Sie sich an das Eingangsbeispiel. Hier könnte die Person das Ziel “Ordnung in der Wohnung” haben. Das unangemessene Verhalten des Partners hindert die Person daran, dieses Ziel zu erreichen.
Es gibt verschiedene Methoden, die Menschen helfen können, Ärger und Wut loszulassen. Zum Beispiel kann man versuchen, Situationen aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Sie können einen Reality-Check durchführen (Beck, 1970). Entspricht Ihre Perspektive wirklich den Tatsachen?
Üben Sie sich in der Wahrnehmung Ihrer Emotionen. Durch das Reflektieren unserer Emotionen, können wir diese besser verstehen lernen (Greenberg & Pascual-Leone, 2006). Es kann hilfreich sein, eine Art Tagebuch zu führen. Schreiben Sie die Momente auf, in denen Sie sich besonders wütend fühlen (Baikie & Wilhelm, 2018; Travagin et al., 2015). Notieren Sie, wie Sie sich in diesen Situationen gefühlt haben.
Hier ist vor allem die positive Auswirkung von sozialer Unterstützung auf die Psyche entscheidend (Burman & Margolin, 1992). Was kann dies nun konkret bedeuten? Reden Sie mit Ihren Vertrauten, wenn Sie etwas bedrückt.
Es konnte festgestellt werden, dass es Faktoren gibt, die in Beziehungen zu Stress führen. Durch diesen Stress kann es dann zu Feindseligkeiten kommen. Vermehrte Feindseligkeiten in der Beziehung erzeugen dann wiederum mehr Stress (Burman & Margolin, 1992). Es gibt Tipps, um Stress abzubauen. Dazu gehören z.B.
Neben der sozialen Unterstützung und der Stressreduktion ist eine weitere Variable entscheidend, um innere Wut auf den Partner zu reduzieren oder loszuwerden. Hierbei geht es um vorhandene Bewältigungsstrategien (Burman & Margolin, 1992). Bewältigungsstrategien sind Methoden, die Menschen anwenden, um mit belastenden Lebensphasen und einschneidenden Erlebnissen umzugehen.
Studien haben gezeigt, dass das Sprechen über die eigenen Gefühle eine gute Methode ist, um diese zu verarbeiten (Öz & Aysan, 2011). Oft kann auch eine professionelle Wut-Therapie hilfreich sein. Hier kann man Unterstützung erhalten, um die innere Wut auf den Partner loszuwerden. Wer gar zu aggressiven Verhalten gegenüber seinen Partner neigt, der sollte sich darüber hinaus in eine Aggressionstherapie begeben.
Die Gründe für Wut über den Partner können vielfältig sein. Es gibt grundlegende Faktoren, die sich aus der Partnerschaftssituation ergeben, und es gibt allgemeinere Faktoren, wie zum Beispiel gesellschaftliche Veränderungen. Aber keine Sorge. Es gibt eine Vielzahl von Methoden, die helfen können, mit der Wut auf den Partner umzugehen.
Baikie, K., & Wilhelm, K. (2005). Emotional and physical health benefits of expressive writing. Advances in Psychiatric Treatment, 11(5), 338-346. doi:10.1192/apt.11.5.338.
Beck, A. T. (1970). Cognitive therapy: Nature and relation to behavior therapy. Behavior therapy, 1(2), 184-200. https://doi.org/10.1016/S0005-7894(70)80030-2.
Berkowitz, L., & Harmon-Jones, E. (2004). Toward an Understanding of the Determinants of Anger. Emotion, 4(2), 107–130. https://doi.org/10.1037/1528-3542.4.2.107.
Burman, B., & Margolin, G. (1992). Analysis of the association between marital relationships and health problems: an interactional perspective. Psychological bulletin, 112(1), 39–63. https://doi.org/10.1037/0033-2909.112.1.39.
Chafetz, J. S., & Dworkin, A. G. (1989). Action and reaction: An integrated, comparative perspective on feminist and anti-feminist movements. In M. L. Kohn (Hrg.), Cross-national research in sociology (S. 329–350). Newbury Park, CA: Sage.
Greenberg, L. S., & Pascual‐Leone, A. (2006). Emotion in psychotherapy: A practice‐friendly research review. Journal of clinical psychology, 62(5), 611-630. https://doi.org/10.1002/jclp.20252.
Kocur, J. L., & Deffenbacher, J. L. (2014). Anger and anger’s expression generally and in romantic relationships. Contemporary Family Therapy, 36, 120-134. https://doi.org/10.1007/s10591-013-9271-5.
Öz, F. S., & Aysan, F. (2011). The Effect of Anger Management Training on Anger Coping and Communication Skills of Adolescents. International Online Journal of Educational Sciences, 3(1), 343-369.
Scherer, K. R., & Wallbott, H. G. (1994). Evidence for universality and cultural variation of differential emotion response patterning. Journal of Personality and Social Psychology, 66(2), 310–328. https://doi.org/10.1037/0022-3514.66.2.310.
Travagin, G.,Margola, D., & Revenson, T. A. (2015). How effective are expressive writing interventions for adolescents? A meta-analytic review, Clinical Psychology Review, 36, 42-55. https://doi.org/10.1016/j.cpr.2015.01.003.
Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.
Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.
Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.