Das steckt hinter passiv-aggressives Verhalten bei Narzissten und so kannst du damit umgehen
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
„Jeder hat so seine Fehler. Ich muss auch schauen, wo ich nicht ganz perfekt bin.“ Sie fragen sich sicher, von wem dieses Zitat stammt. Es ist eine Aussage von Stromberg aus der gleichnamigen Serie. Und damit sind wir mitten im Thema. Die Inszenierung des Charakters Stromberg passt bestens zum Thema von passiv-aggressiven sowie narzisstischen Persönlichkeitsanteilen.
Als passiv-aggressiv kann Strombergs indirekte und intransparente, sabotierende Seite gesehen werden. Auf Anweisungen von „oben“ äußert er nicht ehrlich gemeinte Grenzen, sondern verstrickt sich in Lügen wie „Ja, Herr Becker, ist ok, bis morgen haben Sie die Akte auf dem Tisch.“ Es zeigt sich bei Stromberg ein passiver Widerstand. Die Personen, von denen er abhängig ist, oder die mächtiger sind, werden abgewertet. Übrigens bedeutet ein passiv-aggressiver Persönlichkeitsstil noch lange nicht, dass es nicht auch zu offen gezeigter Aggression kommen kann. Auch bei Stromberg wird deutlich: Wenn Dinge nicht nach seinem Willen laufen, zeigt er seine Frustration, zum Teil auch durch Wutausbrüche.
Ein zweiter Aspekt, der in der Rolle Strombergs immer wieder verkörpert wird, ist die Tendenz zum Narzissmus. Stromberg wertet häufig andere ab. Dazu macht er vor wenigen Halt: Frauenfeindliche, rassistische und beleidigende Kommentare sind eher die Regel als die Ausnahme. Außerdem sieht er die Welt extrem stark von sich aus. Alles muss sich um ihn drehen. Dies zeigt sich darin, dass er Entscheidungen trifft, die eher ihm als dem Team helfen. Er nutzt weiter manipulative Strategien, um seine Ziele zu erreichen. Hier lässt sich vor allem der Missbrauch seiner Macht nennen. Kritiker bestraft und ignoriert er, während er den Unterstützern schmeichelt.
Am Beispiel Stromberg haben wir nun schon ein paar Eigenschaften eines passiv-aggressiven Narzissten kennengelernt. Wichtig ist, dass es sich hier um eine Kombination aus unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen handelt. Nämlich die der passiv-aggressiven und der narzisstischen Persönlichkeitsakzentuierung. Ein kombinierter Persönlichkeitsstil oder -störung liegt vor, wenn die Kriterien für mehr als einen der Stile erfüllt sind. Schauen wir uns die Kriterien jetzt nochmal genauer an.
Bei Personen mit passiv-aggressiver Persönlichkeit kommt es häufiger zu Autoritätskonflikten (Vereycken et al., 2002), sowie Alexithymie (Nicolò et al., 2011). Betroffenen von Alexithymie fällt es schwer, Emotionen zu identifizieren und haben eine gewisse Gefühlsblindheit (Taylor et al., 1997). Millon (1996, 2011) hat außerdem folgende Charakterzüge herausgearbeitet: Auf Anforderungen erfolgen starke Reaktionen, wie z.B. passiver Widerstand. Die Personen klagen über häufige Abwertungen durch Autoritäten und wollen vermeiden, kontrolliert zu werden. Es wird Distanz gehalten, sie sind misstrauisch und gehen kaum Bindungen ein. Durch die geringe Frustrationstoleranz kann es schnell dazu kommen, dass sie aggressiv werden (Sachse, 2019).
Narzissten tendieren zu einem übertriebenen Selbstwert (Emmons, 1984) und hohem Selbstvertrauen (Campbell & Foster, 2002). Es kommt zu Gefühlen von Grandiosität (Raskin et al., 1991). Nach negativen Ereignissen kann sich dies aber abrupt ändern, mit einer starken Abnahme des Selbstwertes. Der Selbstwert schwankt also stark (Zeigler-Hill et al., 2010). Außerdem haben Narzissten Schwierigkeiten, aus eigenen Fehlern zu lernen. Wenn sie beschämt werden, kann es zu Aggression kommen (Bushman & Baumeister, 1998). Zudem besteht ein starkes Bedürfnis, bewundert zu werden. Mit ihrer Leistung prahlen sie gerne und verhalten sich arrogant. Sie zeigen eine hohe Dominanz (Emmons, 1984), eine erhöhte Impulsivität (Vazire & Funder, 2006), und erhöhte Feindseligkeit (Sachse, 2019).
Sie haben jetzt Merkmale kennengelernt, welche typische Charakterzüge eines passiv-aggressiven Narzissten sein können. In diesem Abschnitt wollen wir uns nun der Frage widmen, wie Sie solche erkennen können. Grundsätzlich ist es hier wichtig, zwischen Persönlichkeitsstilen und ausgeprägten klinischen Störungen zu unterscheiden. Ob eine Persönlichkeitsstörung vorliegt, sollte bei Verdacht von professionellem Fachpersonal abgeklärt werden, wie Psychiater:innen oder psychologische/ärztliche Psychotherapeut:innen. Als Laie sollte man bei der Beurteilung, ob eine Person ein passiver-aggressiver Narzisst sein könnte, extrem vorsichtig sein. Ein weiterer Grund für das Hinzuziehen eines Psychiaters oder Psychotherapeuten ist beispielsweise die Differenzialdiagnostik. Viele Merkmale können sich mit anderen Erkrankungen überschneiden, wie der Borderline Persönlichkeitsstörung oder Antisozialen Persönlichkeitsstörung. Wenn sie eine erste Vermutung haben, können sie die oben genannten Merkmale abgleichen, bevor sie aber einen konkreten Verdacht äußern, eine Diagnostik durch eine Fachperson in Erwägung ziehen.
Wichtig für den Umgang mit passiv-aggressiven Narzissten ist ein geduldiger und respektvoller Umgang (Sachse, 2019). Meist wurden in der frühen Biografie Erfahrungen von Grenzüberschreitungen gemacht, weshalb sie bedacht mit den Grenzen dieser Person umgehen sollten. Helfen Sie so einer Person, professionelle Unterstützung zu bekommen. Oft kann es auch sinnvoll sein, als nahestehende oder angehörige Person sich professionelle Unterstützung oder gezieltes Coaching zu holen. So kann man wichtige Informationen zu den Erkrankungen bekommen und einen richtigen Umgang lernen. Wenn es zu Aggressionen kommt, schützen Sie sich selbst und rufen ggf. die Polizei zur Hilfe. Wenn Sie selbst ständig aggressiv werden, kann folgender Artikel für Sie hilfreich sein: Hilfe bei Aggression.
Hinter passiv-aggressiven und narzisstischen Personen stecken Charakterzüge wie Konflikte mit Autoritäten und Schwierigkeiten, Emotionen zu erkennen. Wichtig ist es, zwischen Persönlichkeitsstilen und klinischen Störungen zu unterscheiden und bei Verdacht professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Für den Umgang mit passiv-aggressiven Narzissten wird ein respektvoller und geduldiger Umgang empfohlen, wobei der Schutz der eigenen Grenzen und das Suchen professioneller Unterstützung entscheidend sind.
Bushman, B. & Baumeister, R. (1998). Threatened egotism, narcissism, self-esteem, and direct and displaced aggression: Does self-love of self-hate lead to violence? Journal of Personality and Social Psychology, 75, 219–229.
Campbell, W. K. & Foster, C. A. (2002). Narcissism and Commitment in Romantic Relationships: An Investment Model Analysis. Personality and Social Psychology Bulletin, 28 (4), 484–495. http://doi.org/10.1177/0146167202287006.
Emmons, R. A. (1984). Factor Analysis and Construct Validity of the Narcissistic Personality Inventory. Journal of Personality Assessment, 48 (3), 291–300. http://doi.org/10.1207/s15327752jpa4803_11.
Nicolò, G., Semarari, A., Lysaker, P. H., Dimaggio, G., Conti, L., D’Angerio, S., Procacci, M., Popolo, R. & Carcione, A. (2011). Alexithymia in personality disorders: Correlations with symp- toms and interpersonal functioning. Psychiatry Research, 190 (1), 37–42. https://doi.org/10.1016/j.psychres.2010.07.046.
Millon, T. (1996). Disorders of Personality. DSM IV and Beyond (2nd edition). New York: Wiley.
Millon, T. (2011). Disorders of personality. New York: John Wiley & Sons.
Raskin, R. N., Novacek, J. & Hogan, R. (1991). Narcissistic Self-Esteem Management. Journal of Personality and Social Psychology, 60 (6), 911–918. http://doi.org/10.1037/0022-3514.60.6.911.
Sachse, R. (2019). Persönlichkeitsstörungen. Leitfaden für Psychologische Psychotherapeuten (Vol. 3). Hogrefe Verlag GmbH & Company KG.
Vazire, S. & Funder, D. (2006). Impulsivity and the self-defeating behavior of narcissists. Personality and Social Psychology Review, 10, 154–165. http://doi.org/10.1207/s15327957pspr1002_4.
Vereycken, J., Vertommen, H. & Corveleyn, J. (2002). Authority conflicts and personality disorders. Journal of Personality Disorders, 16 (1), 41–51. http://doi.org/10.1521/pedi.16.1.41.
Zeigler-Hill, V., Myers, E. M. & Clark, C. B. (2010). Narcissism and self-esteem reactivity: The role of negative achievement events. Journal of Research in Personality, 44, 285–292. http:// doi.org/10.1016/j.jrp.2010.02.005
Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.
Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.
Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.