Haben sogenannte cholerische Menschen eine kürzere Lebenserwartung? Hier erfahren Sie es!
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof
Kaum ist ein Wort gefallen und schon beginnt ein heftiger Streit. Wutausbrüche und aggressive Reaktionen seien alltäglich bei vielen sogenannten Cholerikern. Sie seien dafür bekannt, schnell aufbrausend zu werden und reizbar zu sein. Doch hat ein solches Verhalten auch Auswirkungen auf die Lebenserwartung? Wie wirken sich häufige Wutausbrüche und Stress auf die körperliche Gesundheit aus? Um in diese Thematik einzusteigen und sie besser zu verstehen, ist es zunächst wichtig zu wissen, was genau ein Choleriker ist.
Erfahren Sie mehr über die Merkmale und Eigenschaften von Cholerikern in unseren Artikel "Choleriker".
Da es das Konzept des Cholerikers in der Wissenschaft nicht gibt, existieren auch keine Studien zur Lebenserwartung von sogenannten Cholerikern. Ob Merkmale, die einem Choleriker zugeschrieben werden, Einfluss auf die Lebenserwartung haben, kann wissenschaftlich nicht überprüft werden. Dementsprechend ist es wichtig, dass einem Choleriker nicht eine veränderte Lebenserwartung zugeschrieben wird.
Laut WHO (2020) gehören in Deutschland zu den Top 5 der häufigsten Todesursachen Ischämische Herzkrankheiten, Alzheimer oder andere Demenz, Schlaganfälle, Lungenkrebs und chronische Lungenerkrankungen. Bezogen auf soziale und psychische Faktoren steht die Studienlage bezüglich der Lebenserwartung noch sehr am Anfang (Crimmins, 2021). Zur Verbesserung der Lebenserwartung und einem gesunden Leben führen vor allem Faktoren, wie die Verringerung des Rauchens und der Fettleibigkeit, sowie die Steigerung der körperlichen Aktivität (Zaninotto et al., 2020).
Grundsätzlich ist die Lebenserwartung von Frauen in Deutschland länger als die von Männern (Deutsche Aktuarvereinigung, 2008). Diese ist um vier bis acht Jahre höher. Als Grund dieses Geschlechterunterschieds wird angenommen, dass Männer ein geringeres Gesundheitsbewusstsein haben (McCartney et al., 2011). Bei älteren Männern kann aber das generelle Wohlbefinden Einfluss auf die Lebenserwartung haben. Wenn Männer sich generell wohl fühlen, leben sie länger, als wenn sie sich nicht generell wohl fühlen (Nilsson et al., 2011).
Wenn Personen eine positive Sichtweise auf den eigenen Alterungsprozess haben, geht dies mit einer höheren Gesundheit einher (Levy, 2022; Westerhof & Barrett, 2005). Dabei führen vor allem Konsistenz, also widerspruchsfreies menschliches Verhalten und ein positives Selbstkonzept, also die positive Wahrnehmung seines Selbst, zu einem höheren Wohlbefinden (Mock & Eibach, 2011; Wurm et al., 2008). Dieses Wohlbefinden hat dann wiederum Auswirkungen auf die Sterblichkeit, indem diese verringert wird. Dabei gingen sowohl positive Emotionen (z.B. emotionales Wohlbefinden, positive Stimmung, Freude, Fröhlichkeit, Elan und Energie) als auch positive charakterliche Einstellungen (z.B. Lebenszufriedenheit, hoffnungsvolle Gefühle, Optimismus und Sinn für Humor) mit einer reduzierten Sterblichkeit einher. Außerdem hing ein hohes psychologisches Wohlbefinden mit reduzierter Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen (Chida & Steptoe. 2008).
Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen auf der Welt. Risikofaktoren für diese Erkrankung sind Rauchen, keine körperliche Aktivität und Übergewicht. Das bedeutet, dass körperliche Aktivität, Normalgewicht und nicht zu Rauchen die besten Mittel sind, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen und die Lebenserwartung zu erhöhen (Nusselder et al. 2009).
Es konnten Assoziationen zwischen koronaren Herzerkrankungen und Wut/Aggression gefunden werden (Booth-Kewley & Friedman, 1987). Allerdings ist es unzulässig, mit diesem Ergebnis direkt auf eine veränderte Lebenserwartung zu schließen. Dies müsste zunächst genauer untersucht werden. Deshalb kann auch nicht gesagt werden, dass sogenannte Choleriker eine veränderte Lebenserwartung haben.
Auch wenn das Konzept des Cholerikers kein wissenschaftliches Konzept ist, werden zumindest damit assoziierte Symptome wie Aggression und Wutausbrüche im Volksmund eher den Emotionen, dem Temperament oder der Persönlichkeit zugeschrieben. Hierzu konnte im Jahre 1980 eine groß angelegte Studie allerdings keine Ergebnisse bezüglich des Zusammenhangs zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und der Lebenserwartung finden. Es wurden 281 gesunde Männer über 30 Jahre begleitet. Durch die gemessenen Persönlichkeitsmerkmale konnte die Lebenserwartung nicht vorhergesagt werden. Zuverlässige Vorhersagen zu der Lebenserwartung konnten in dieser Studie nur durch Parameter wie Cholesterinspiegel, Rauchen und Blutdruck gemacht werden (Gillum et al., 1980).
Tägliches Erleben von Stress hat Einfluss auf die Gesundheit. Mit zunehmender Anzahl von Stressoren, die über den Tag verteilt erlebt werden, steigt auch das Sterberisiko. Das Sterberisiko wird auch Mortalität genannt und bedeutet die Anzahl an Todesfällen pro Gesamtbevölkerung pro Zeit. Neben der Anzahl an Stressoren haben auch negative Emotionen als Reaktion auf Stress im täglichen Leben über längere Zeit Einfluss auf die Langlebigkeit (Chiang et al. 2018). Auch hier wäre es ein Fehlschluss, auf eine veränderte Lebenserwartung von Personen mit höherer Aggression oder Wut zu schließen. Dies muss zunächst erforscht werden. Zum jetzigen Zeitpunkt sind hier keine Zusammenhänge zu finden. Da das Konzept des Cholerikers kein wissenschaftliches Konzept ist, gibt es keine Forschung zu der Lebenserwartung von sogenannten Cholerikern. Dennoch sollte man lernen, wie man mit Stress richtig umgehen und diesen abbauen kann.
Wichtig:
Die aktuelle Studienlage zum Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Lebenserwartung ist noch am Anfang und es können keine konkreten Aussagen gemacht werden. Was gesagt werden kann, ist, dass die individuellen Lebensumstände einen Einfluss auf die Lebenserwartung haben können. Dabei gibt es Merkmale, die im Volksmund einem Choleriker zugeschrieben werden.
Erfahren Sie mehr über das Leben von Cholerikern in unserem Podcast!
Diese Frage muss zum jetzigen Zeitpunkt als nicht beantwortbar stehen gelassen werden. Hierzu gibt es keine wissenschaftlichen Studien und das Konzept des Cholerikers gilt als verdrängt.
Allerdings gibt es andere Faktoren, die Einfluss auf die Lebenserwartung haben können. Dabei ist das männliche Geschlecht mit einhergehendem geringerem Gesundheitsbewusstsein ein Risikofaktor. Also ist es zu empfehlen, auch als Mann ein größeres Gesundheitsbewusstsein zu entwickeln und auf ungesunde Gewohnheiten wie Rauchen oder erhöhten Alkoholkonsum zu verzichten.
Weitere Faktoren, der zu einer verbesserten Lebenserwartung beitragen, sind körperliche Aktivität, Normalgewicht und die Reduktion von chronischem Stress.
Eine positive Sichtweise aufs Leben geht dagegen mit einer erhöhten Lebenserwartung einher. Dabei sind positive Emotionen und positive charakterliche Einstellungen entscheidende Faktoren. Also empfiehlt es sich, diese positiven Verhaltensweisen zu fördern. Im Volksmund werden einem Choleriker positive Emotionen und Einstellungen seltener zugeschrieben. Wenn sich jemand, der als Choleriker bezeichnet wird, in diesem Bereich weiterentwickeln möchte, bietet sich folgender Artikel an.
Hierzu finden Sie wichtige Informationen in unserem Artikel “Choleriker Therapie”
Asendorpf, J.B., & Neyer, F. J. (2018). Sechs Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie. In: Psychologie der Persönlichkeit. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54942-1_2
Ashton, M. C. (2023). Biological Bases of Personality. In Individual Differences and Personality (S. 111-129). Academic Press. https://doi.org/10.1016/B978-0-323-85950-9.00007-8
Booth-Kewley, S., & Friedman, H. S. (1987). Psychological predictors of heart disease: A quantitative review. Psychological Bulletin, 101(3), 343–362. https://doi.org/10.1037/0033-2909.101.3.343
Chiang, J. J., Turiano, N. A., Mroczek, D. K., & Miller, G. E. (2018). Affective reactivity to daily stress and 20-year mortality risk in adults with chronic illness: Findings from the National Study of Daily Experiences. Health Psychology, 37(2), 170–178. https://doi.org/10.1037/hea0000567
Chida, Y., & Steptoe, A. (2008). Positive psychological well-being and mortality: A quantitative review of prospective observational studies. Psychosomatic Medicine, 70, 741–756. DOI: 10.1097/PSY.0b013e31818105ba
Crimmins, E. M. (2021). Recent trends and increasing diferences in life expectancy present opportunities for multidisciplinary research on aging. Nature Aging, 1, 12-13. https://doi.org/10.1038/s43587-020-00016-0
Dammeyer, J. & Zettler, I. (2018). A Brief Historical Overview on Links Between Personality and Health. In Personality and Disease (S. 1–16). Academic Press. Christoffer Johansen. https://doi.org/10.1016/b978-0-12-805300-3.00001-3
Deutsche Aktuarvereinigung. (2008). Berücksichtigung des Geschlechts als Faktor der Risikobewertung bei der Kalkulation von Lebensversicherungstarifen. Abgerufen (25.05.2023) von: https://aktuar.de/unsere-themen/lebensversicherung/sterbetafeln/UT_LV_2.pdf
Gillum, R., Leon, G. R., Kamp, J., & Becerra-Aldama, J. (1980). Prediction of cardiovascular and other disease onset and mortality from 30-year longitudinal MMPI data. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 48(3), 405–406. https://doi.org/10.1037/0022-006X.48.3.405
Levy, B. R. (2022). The role of structural ageism in age beliefs and health of
older persons. JAMA Network Open, 5(2), Article e2147802. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2021.47802
McCartney, G., Mahmood, L., Leyland, A. H., Batty, G. D., & Hunt, K. (2011). Contribution of smoking-related and alcohol-related deaths to the gender gap in mortality: evidence from 30 European countries. Tobacco control, 20(2), 166–168. https://doi.org/10.1136/tc.2010.037929
Mock, S. E., & Eibach, R. P. (2011). Aging attitudes moderate the effect of subjective age on psychological well-being: Evidence from a 10-year longitudinal study. Psychology and Aging, 26(4), 979–986. https://doi.org/10.1037/a0023877
Nilsson, G., Ohrvik, J., Lonnberg, I., & Hedberg, P. (2011). Low Psychological General Well-Being (PGWB) is associated with deteriorated 10-year survival in men but not in women among the elderly. Archives of Gerontology and Geriatrics, 52(2), 167-171. https://doi.org/10.1016/j.archger.2010.03.010
Nusselder, W.J., Franco, O.H., Peeters, & Mackenbach, J. P. (200). Living healthier for longer: Comparative effects of three heart-healthy behaviors on life expectancy with and without cardiovascular disease. BMC Public Health 9, 487. https://doi.org/10.1186/1471-2458-9-487
Westerhof, G. J., & Barrett, A. E. (2005). Age identity and subjective wellbeing: A comparison of the United States and Germany. The Journals of Gerontology. Series B, Psychological Sciences and Social Sciences, 60(3), 129–S136. https://doi.org/10.1093/geronb/60.3.S129
World Health Organiziation. (2020). Global Health Estimates 2020: Deaths by Cause, Age, Sex, by Country and by Region, 2000-2019. Geneva, World Health Organization, abgerufen (25.05.2023) von: https://www.who.int/data/gho/data/themes/mortality-and-global-health-estimates/ghe-leading-causes-of-death
Wurm, S., Tomasik, M. J., & Tesch-Römer, C. (2008). Serious health events and their impact on changes in subjective health and life satisfaction: The role of age and a positive view on ageing. European Journal of Ageing, 5(2), 117–127. https://doi.org/10.1007/s10433-008-0077-5
Zaninotto, P., Head, J., & Steptoe, A. (2020). Behavioural risk factors and healthy life expectancy: evidence from two longitudinal studies of ageing in England and the US. Sci Rep, 10, 6955. https://doi.org/10.1038/s41598-020-63843-6
Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.
Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.
Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.